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dass Vasari die Colonna durchaus noch nicht zum Mittel-
punkt von Michelangelo's Liebe und Dichtung macht, ja
nicht einmal erwähnt, dass die an die Marquise übersandten
Gedichte auch an diese gerichtet waren. Der Meister ist
allerdings »verliebt in ihre Vorzüge«, und Geschenke von
religiösen Zeichnungen sind der praktische Gewinn dieser
Freundschaft für die hohe Dame. Der wahre Zweck der
Erwähnung der letzteren scheint jedoch nur in dem gelegen
zu haben, Michelangelo's Namen durch diese illustre Be-
ziehung einen gewissen Glanz zu verleihen. Der Meister
war ja auch in seinen Bekanntschaften für das Exclusive.
Vasari drückt das an anderer Stelle so aus: »In Wahrheit
wandte Michelangelo seine Liebe stets edlen (»nobili«), ver-
dienstvollen und würdigen Personen zu, sodass er Urtheil
und Geschmack in allen Dingen zeigte1).«
Ueber dieselben Punkte, — nur in verschiedener Reihen-
folge nun Condivi:
Zuerst die entsprechende Bemerkung, dass die »bestän-
dige Ausübung der Kunst Michelangelo einsam gemacht
habe,« dass er jedoch gern Freundschaft gepflegt mit solchen
Männern, »von denen er etwas lernen konnte2).« Wie bei
Vasari sodann die Aufzählung dieser hochwürdigen und vor-
nehmen Bekannten. »Es gäbe da noch einige Andere,«
fügt Condivi hinzu, »die ich übergehe, um nicht weitläuftig
zu werden, wie Monsignor Claudius Tolomei (und nach an-
deren Namen), Herr Thomas del Cavaliere und andere ge-
, »Ed in vero Michelagnolo colloco sempre 1' amor suo a persone
nobili (»edel« und »adlig« klingt hier für das italienische Ohr in eines
zusammen!), meritevoli e degne; ehe nel vero ebbe giudizio e gusto in
tutte le cose.« Vasari, a. a. O. p. 273.
2) »Ha pero volentieri tenuta l'amicizia di coloro, dal cui virtuoso e
dotto ragionamento potesse trar qualche frutto.« Condivi, a. a. 0. cap. LXIII.
dass Vasari die Colonna durchaus noch nicht zum Mittel-
punkt von Michelangelo's Liebe und Dichtung macht, ja
nicht einmal erwähnt, dass die an die Marquise übersandten
Gedichte auch an diese gerichtet waren. Der Meister ist
allerdings »verliebt in ihre Vorzüge«, und Geschenke von
religiösen Zeichnungen sind der praktische Gewinn dieser
Freundschaft für die hohe Dame. Der wahre Zweck der
Erwähnung der letzteren scheint jedoch nur in dem gelegen
zu haben, Michelangelo's Namen durch diese illustre Be-
ziehung einen gewissen Glanz zu verleihen. Der Meister
war ja auch in seinen Bekanntschaften für das Exclusive.
Vasari drückt das an anderer Stelle so aus: »In Wahrheit
wandte Michelangelo seine Liebe stets edlen (»nobili«), ver-
dienstvollen und würdigen Personen zu, sodass er Urtheil
und Geschmack in allen Dingen zeigte1).«
Ueber dieselben Punkte, — nur in verschiedener Reihen-
folge nun Condivi:
Zuerst die entsprechende Bemerkung, dass die »bestän-
dige Ausübung der Kunst Michelangelo einsam gemacht
habe,« dass er jedoch gern Freundschaft gepflegt mit solchen
Männern, »von denen er etwas lernen konnte2).« Wie bei
Vasari sodann die Aufzählung dieser hochwürdigen und vor-
nehmen Bekannten. »Es gäbe da noch einige Andere,«
fügt Condivi hinzu, »die ich übergehe, um nicht weitläuftig
zu werden, wie Monsignor Claudius Tolomei (und nach an-
deren Namen), Herr Thomas del Cavaliere und andere ge-
, »Ed in vero Michelagnolo colloco sempre 1' amor suo a persone
nobili (»edel« und »adlig« klingt hier für das italienische Ohr in eines
zusammen!), meritevoli e degne; ehe nel vero ebbe giudizio e gusto in
tutte le cose.« Vasari, a. a. O. p. 273.
2) »Ha pero volentieri tenuta l'amicizia di coloro, dal cui virtuoso e
dotto ragionamento potesse trar qualche frutto.« Condivi, a. a. 0. cap. LXIII.