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»Phöbus! — Obschon Ihr solch' grossen Hass auf mich
geworfen, weiss ich nicht warum. Die Liebe, die ich für
Euch empfinde, ist wohl nicht schuld daran, sondern das
Gerede der Andern. Ihr hättet nicht darauf hören sollen,
nachdem Ihr mich erprobt. Ich muss Euch das jedoch
schreiben. Ich reise morgen. Ich gehe erst nach Pescia,
den Kardinal di Cesis und Messer Baldassare aufzusuchen;
werde mit diesen nach Pisa reisen; und dann — nach
Rom. Ich werde hierher nicht wieder zurückkehren. Aber
ich betheure es Euch, so lange ich lebe und, wo immer auch
ich sei, werde ich Euch gehören mit Treue und mit Liebe,
so wie Ihr keinen anderen Freund auf der Welt habt.
Ich bitte Gott, dass er Euch die Augen öffne für einen
andern Vers, damit Ihr erkennt, dass derjenige, welcher Euer
Wohl mehr als sein eigenes will, wohl lieben kann, aber
nicht hassen wie ein Feind1)«.
, »Febo — - Beuche voi mi portiate odio grandissimo, non so perch^;
non credo giä per 1' amore ehe io porto a voi, ma per le parole d' altri, le
quäle non doverresti credere, avendomi provato; non posso pero fare ehe
io non vi scriva questo. Io parto domattina, e vo a Pescia a trovare il
cardinale di Cesis e messer Baldassare: andro con loro insino a Pisa: dipoi
a Roma: e non tornero piu di qua: e fovi intendere, che mentre ch' i'
vivo, dovunche io saro, sempre saro al servizio v,ostro con fede e con amore,
quanto nessuno altro amico che abbiate al mondo.
Prego Iddio perchd v' apra gli ochi per un altro verso, accid che voi
conosciate che chi desidera il vostro bene piu che la salute sua, sa amare
e non odiare come nemico.« Milanesi, a. a. 0., No. CDXX, p. 471.
Letzterer bezieht den Brief natürlich nicht auf Cavalieri, sondern nimmt
»Febo« als einen wirklichen Vornamen, dem er in Klammer (di Poggio?)
hinzufügt. Weshalb dieser Poggio im December 1533 Michelangelo solche
Aufregung verursachte, wird nicht gesagt. Schlimmer noch verfährt mit
dem Briefe und Gedichte W. Lang. Er lässt Phöbus überhaupt kein per-
sönliches Wesen sein. Die undankbare Vaterstadt Florenz wäre mit diesem
Pseudonym gemeint. Wie sich damit die bestimmten Namen und Angaben
in dem Abschiedsbriefe vereinen, bleibt mir unverständlich: Vgl. »Grenz-
boten« 1886, II. Sem., III. Bd., S. 59 und oben S. 29.

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