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und absolut ist, daß sie, nachdem ihr jedesmaliger Charakter,
es mit sich bringt, auch das entfernteste verknüpfen und in
einander übergehen lassen kann. Die gegenseitige Verkettung
aller Dinge durch ein ununterbrochnes Symbolisiren, worauf
die erste Bildung der Sprache sich gründet, soll ja in der s
Wiederschöpfung der Sprache, der Poesie, hergestellt werden;
und sie ist nicht ein bloßer Nothbehels unsers noch kindischen Gei-
stes, sie wäre seine höchste Anschauung, wenn er je vollständig
zu ihr gelangen könnte. Denn jedes Ding s20^ stellt zu-
vörderst sich selbst dar, d. h. es offenbart sein Innres durch m
sein Ämßres, sein Wesen durch die Erscheinung (es ist also
Symbol für sich selbst); demnächst das, womit es in näheren
Verhältnissen steht und Einwirkungen davon erfährt; endlich
ist es ein Spiegel des Universums. In jenen schrankenlosen
Übertragungen des poetischen Styls liegt also, der Ahndung 15
und Anfoderung nach, die große Wahrheit daß eins alles
und alles eins ist. Die Wirklichkeit liegt zwischen ihr und
uns, und zieht uns unaufhörlich davon ab; die Fantasie
räumt dieses störende Medium hinweg und versenkt uns in
das Universum, indem sie es als ein Zauberreich ewiger so
Verwandlungen, worin nichts isolirt besteht, sondern alles
aus allem durch die wunderbarste Schöpfung wird, in uns
sich bewegen läßt.
Über das Geheimnis der Dichtung würden Untersuchungen
über das Symbolische in unsrer Erkenntniß die überraschend- 25
sten Aufschlüsse geben, die aus der andern Seite eben so
interessant für die Wissenschaft ist, indem sie zeigt, wie das
was die tiefste Erforschung der Naturgesetze lehrt, lange
zuvor durch Aussprüche der dichtenden Fantasie angekündigt
worden. Auf die Symbolik der Wortsprache werden wir uns 30
ausführlicher einlassen, wann wir sie als das Medium der
Poesie betrachten; da werden wir sehen, daß das Vermögen,
welches die Poesie zur eigentlichen schönen (20«) Kunst bildet,
dasselbe, nur in einer höheren Potenz ist, welches der Sprache
ihren Ursprung giebt. Hier wollen wir nur vorläufig be- 35
merken, daß, da das Schöne nothwendig eine bedeutsame
Erscheinung seyn muß, und die Deutungsfähigkeit des Men-
und absolut ist, daß sie, nachdem ihr jedesmaliger Charakter,
es mit sich bringt, auch das entfernteste verknüpfen und in
einander übergehen lassen kann. Die gegenseitige Verkettung
aller Dinge durch ein ununterbrochnes Symbolisiren, worauf
die erste Bildung der Sprache sich gründet, soll ja in der s
Wiederschöpfung der Sprache, der Poesie, hergestellt werden;
und sie ist nicht ein bloßer Nothbehels unsers noch kindischen Gei-
stes, sie wäre seine höchste Anschauung, wenn er je vollständig
zu ihr gelangen könnte. Denn jedes Ding s20^ stellt zu-
vörderst sich selbst dar, d. h. es offenbart sein Innres durch m
sein Ämßres, sein Wesen durch die Erscheinung (es ist also
Symbol für sich selbst); demnächst das, womit es in näheren
Verhältnissen steht und Einwirkungen davon erfährt; endlich
ist es ein Spiegel des Universums. In jenen schrankenlosen
Übertragungen des poetischen Styls liegt also, der Ahndung 15
und Anfoderung nach, die große Wahrheit daß eins alles
und alles eins ist. Die Wirklichkeit liegt zwischen ihr und
uns, und zieht uns unaufhörlich davon ab; die Fantasie
räumt dieses störende Medium hinweg und versenkt uns in
das Universum, indem sie es als ein Zauberreich ewiger so
Verwandlungen, worin nichts isolirt besteht, sondern alles
aus allem durch die wunderbarste Schöpfung wird, in uns
sich bewegen läßt.
Über das Geheimnis der Dichtung würden Untersuchungen
über das Symbolische in unsrer Erkenntniß die überraschend- 25
sten Aufschlüsse geben, die aus der andern Seite eben so
interessant für die Wissenschaft ist, indem sie zeigt, wie das
was die tiefste Erforschung der Naturgesetze lehrt, lange
zuvor durch Aussprüche der dichtenden Fantasie angekündigt
worden. Auf die Symbolik der Wortsprache werden wir uns 30
ausführlicher einlassen, wann wir sie als das Medium der
Poesie betrachten; da werden wir sehen, daß das Vermögen,
welches die Poesie zur eigentlichen schönen (20«) Kunst bildet,
dasselbe, nur in einer höheren Potenz ist, welches der Sprache
ihren Ursprung giebt. Hier wollen wir nur vorläufig be- 35
merken, daß, da das Schöne nothwendig eine bedeutsame
Erscheinung seyn muß, und die Deutungsfähigkeit des Men-