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Schlesische Heimatpflege: Kunst u. Denkmalpflege, Museumswesen, Heimatschutz — Breslau, 1.1935

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Denkmalpflege
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Meyer-Heisig, Erich: Neugefundene Bauzeichnungen zum Breslauer Palais Schreyvogel
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https://doi.org/10.11588/diglit.19993#0056

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Erich Meyer-Heisig

Neugefundene Bauzeichnungen
zum Breslauer Palais Schreyvogel

Im jähre 1705 ließ der Wiener Handelsherl' und „Kay ser liehe Nieder-
lagsverwandte" Gottfried Christian Schreyvogel in Breslau in der
Albrechtstraße an der Ecke der ehemaligen Kugelzipfelgasse eine
Filiale bauen. Dieses Gebäude, eine charaktervolle Bereicherung
des Stadtbildes, mußte im Jahre 1886 der Spitzhacke zum Opfer
fallen, um dem Neubau der Hauptpost Platz zu machen. Ob nun
mangelndes denkmalpflegerisehes Gewissen oder wirklich zwin-
gende Notwendigkeiten, die eine Aufführung des Postneubaus an
anderer Stelle nicht möglich machten, der Grund für das Weichen-
müssen des alten Bauwerks waren, darüber soll hier nicht gerechtet
werden. Erhalten blieb nur das I lauptportal, das im Hof des Neu-
baues wieder eingesetzt wurde. Bei den Abbruchsarbeiten fand sich
im Baugrunde eine Bleiplatte, die — ein seltener Glücksfall —
die Namen sämtlicher am Bau Beteiligten, des Bauherrn, des ent-
werfenden Architekten, des Baumeisters und des den Bau Über-
wachenden der Nachwelt übermittelt1): „Mit Gott hat Gottfried
Christian Schreyvogel Handelsmann und Kayserlieher Niederlags
Verwandter in Wien dieses Irlaus erbauen und durch seinen Sohn
Carl Anton von Schreyvogel im 13ten Jahre seines Alters den
Grundstein dazu legen lassen anno 1705, den 5ten November. Den
Riß zu diesem Bau hat gemacht Johann Lucas Hyldebrand Kayser-
lieher Majest. Hofingenieur. Den Bau hat geführet Johann Kalck-
brenner, Kayserlich und Königl. Bau Meister unter lnspektion dess
Bauherrn Bruder Johann Rudolph von Schreyvogel Bürger und
Handelsmann allhier in Breslau." Es ist also der erste Bau, den
Lucas von Hildebrandt, der seit 1699 in Wiener Hofdiensten stand
und seinen außerordentlichen Lauf als Architekt, der seiner Epoche
entscheidende Züge aufprägen sollte, erst wenige Jahre begonnen
hatte, im Auftrage eines bürgerlichen Bauherrn entwarf, während
seine bisherige Tätigkeit im Dienste des Hofes, des hohen Wiener
Adels und der Kirche stand. Über den Bauherrn sind wir durch
einen Bericht Patzaks unterrichtet2). Er ließ im Jahre 1704 und 1705

') Zuerst veröffentlicht von Czihak in „Schlesiens Vorzeit in Schrift und Bild'*.
Berichte des Vereins für das Museum schlesischer Altertümer Band V (Alte
Folge) 1894, S. 192.

-) Bernhard Patzak in „Das Schreyvogel-Haus auf der Albrechtstraße in
Breslau", Belvedere VII, Heft 5 1925, S. 127 ff.

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