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Schlesische Heimatpflege: Kunst u. Denkmalpflege, Museumswesen, Heimatschutz — Breslau, 1.1935

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Museumswesen
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Kohlhaussen, Heinrich: Die Magdalenenapostel
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https://doi.org/10.11588/diglit.19993#0204

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Die harzhaltige erste nachmittelalterliehe Farbsehicht unserer
Figuren entspricht technisch jener der Epitaphienmalereien des
16. Jahrhunderts. Da im 16. Jahrhundert kein anderes Renovie-
rungsdatum vorliegt, hindert nichts, an dem Jahre 154t als Zeitpunkt
der ersten nachmittelalterlichen Fassung festzuhalten.
Unsere summarisch als Magdalenenapostel zusammengefaßten sieben
Figuren hat Wiese schon vor elf Jahren richtig gruppiert. Sie
werden im folgenden nach ihrem gemutmaßten Alter kurz be-
schrieben, um Wesen und Veränderung der Restaurierung zu kenn-
zeichnen. Da ist als früheste Figur ein jugendlicher Heiliger (Abb. III.
dritte Figur von links), der außerhalb der Apostelreihe steht und
wohl als Johannes einer frühen Kreuzigungsgruppe zugehört hat.
W iese hat ihn nach Kopfform, Lächeln und Faltengestaltung mit
der Hermsdorfer Madonna verglichen (Abb. 111, Mitte). Aber gerade
danach unterscheidet sie sich meines Erachtens von ihm wie auch
von den übrigen Figuren unseres KreisesL). Für unseren Apostel
kam durch die Wiederherstellung unter den schwärzlichen, teil-
weise zersetzten Anstrichen (Obergewand rot, Umschlag gelblich-
weiß) ein dunkelblaues Untergewand zum Vorschein. Es endigt bei
den Knöcheln und schleift nicht, wie bei allen übrigen Figuren, bis
auf die Füße und Boden herunter. Das Obergewand ist moosgrün
mit ziegelrot leuchtenden Umschlägen, die sich schräg über die Figur
bewegend lebhaft abheben und uns wesentliche Wirkungsabsichten,
d. h. außer dem plastischen Moment ein zeichnerisch farbiges Aus-
drucksbedürfnis von großem Reize nacherleben lassen. Die ver-
bleibenden sechs Figuren scheiden sich in zwei Dreiergruppen, deren
frühere mit der Titelheiligen der Kirche, der Maria Magdalena, be-
ginnt (Abb. I ii, zweite Figur von rechts, und Abb. I 18). Schlank, mit
sparsam bewegten Vertikalfalten, Personifikation eines kannelierten
Schaftes, ist sie so recht eine Säulenheilige. Mit beiden aus dem
straff umschließenden Mantel hervorkommenden Händen umfaßt sie
das gelbe Salbgefäß, das durch die zarte wie feierliche Geste der
haltenden Hände wie durch die betonte Haltung vor der Brust-
mitte bedeutungsvoll wird und so vor dem blaugrünen Farbton des
Untergewandes und dem feurigen Rot des rahmenden Oberkleides

1) Ich stimme mit Abramowski (Schlesiens Vorzeit in Bild und Schrift N. F.
X 1933 S. 44) in der Annahme zweier getrennter, in Wechselbeziehungen stehender
Breslauer Werkstätten der Magdalenen-Apostel und der Löwenmadonnen über-
ein, deren Voraussetzungen schon durch die unten angedeutete Bautätigkeit der
Zeit gegeben sind.

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