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Schliemann, Heinrich
Mykenae: Bericht über meine Forschungen und Ertdeckungen in Mykenae und Tiryns — Leipzig, 1878

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https://doi.org/10.11588/diglit.960#0092
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Hera Boopis. 25

den die Göttinnen durch Idole dargestellt, in welchen der frühere bloss
ideale Begriff der Epitheta vergessen und diese in ein Eulengesicht für
Athene und ein Kuhgesicht für Hera materialisirt wurden. Ich wage die
Behauptung, dass es ganz unmöglich ist, eine solche Frauenfigur mit
Kuh- oder Eulengesicht durch irgend welche andere Epitheta zu besehreiben,
als durch ßowTU? und y^ccuxwiu?. Das Wort itp^raitoM für Gesicht, welches so
oft bei Homer vorkommt und wahrscheinlich Jahrtausende älter ist als der
Dichter, kommt niemals in zusammengesetzten Worten vor, während
Wörter mit dem Suffix -stSijs sich auf die Aehnlichkeit im allgemeinen
beziehen. Somit, falls Hera das Epitheton ßoo£i8i5; und Athene YXauxoet-
8i]s hätte, würden wir unmöglich etwas anderes darunter verstehen,
als dass erstere die Gestalt und Form einer Kuh und letztere die einer
Eule hätte. In diesen zweiten Zeitabschnitt gehören alle vorhistorischen
Trümmer in Hissarlik, Tiryns und Mykenae.

Der dritte Zeitabschnitt in der Geschichte der beiden Epitheta ßcwTU?
und YXauxÜTC»; ist der, in welchem, nachdem Hera und Athene ihrer Kuh-
und Eulengesichter beraubt waren und Frauengesichter erhalten hatten,
und nachdem die Kuh und die Eule Attribute dieser Göttinnen geworden
und als solche ihnen zur Seite gestellt waren, ßocö-iui; und yXavy.&izis, als
durch den Gebrauch der Jahrhunderte geheiligt, auch fernerhin die Epi-
theta der Göttinnen blieben, aber wahrscheinlich fortan nur die Be-
deutung „grossäugig" und „eulenäugig" hatten. In diesen dritten
und letzten Zeitabschnitt gehören die homerischen Gesänge."
 
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