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VORREDE.

Jimi Buch, wie das vorliegende, das auf eine so lauge Nachrede
rechnen darf, hat eigentlich eine Vorrede nicht nöthig. Da indess
mein Freund Schliemann darauf besteht, dass ich dasselbe bei dem
Publikum einführen soll, so gehe ich über alle Bedenken hinweg,
welche mir, wenigstens meinem Gefühle nach, eine einfache Neben-
stellung anweisen. Ein besonderer Glücksfall hat es mir gestattet,
einer der wenigen Augenzeugen der letzten Ausgrabungen auf Hissarlik
zu sein und die „gebrannte" Stadt in ihrer ganzen Ausdehnung aus
dem Schutt der Vorzeit hervortreten zu sehen. Von Woche zu Woche
habe ich die Troas selbst aus dem Winterschlafe erwachen und die
Herrlichkeiten ihrer Natur in immer neuen, immer mächtigem Bildern
sich entfalten gesehen. Ich kann daher Zeugniss ablegen sowol für die
Arbeiten des unermüdlichen Forschers, der nicht eher Ruhe fand, als
bis das Werk vollendet vor ihm lag, sondern auch für die Wahrheit
der Grundlagen, auf welchen die dichterische Anschauung ruht, die seit
Jahrtausenden das Entzücken der gebildeten Welt hervorgerufen hat.
Und ich erkenne die Pflicht, mein Zeugniss abzulegen, gegenüber der
Schar von Zweiflern, die im guten und im bösen Sinne nicht müde ge-
worden sind, an der Zuverlässigkeit sowrol der Funde als ihrer Deutung
zu mäkeln.

Es ist heute eine müssige Frage, ob Schliemann im Beginn seiner
Untersuchungen von richtigen oder von unrichtigen Voraussetzungen
ausging. Nicht nur der Erfolg hat für ihn entschieden, sondern auch
die Methode seiner Untersuchung hat sich bewährt. Es mag sein, dass
seine Voraussetzungen zu kühn, ja willkürlich waren, dass das bezau-
bernde Gemälde der unsterblichen Dichtung seine Phantasie zu sehr be-
strickte, aber dieser Fehler des Gemüths, wenn man ihn so nennen darf,
enthielt doch auch das Geheimniss seines Erfolges. Wer würde so grosse,
durch lange Jahre fortgesetzte Arbeiten unternommen, so gewaltige
Mittel aus eigenem Besitz aufgewendet, durch eine fast endlos schei-
 
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