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Schliemann, Heinrich
Ilios, Stadt und Land der Trojaner: Forschungen und Entdeckungen in der Troas und Besonderes auf der Baustelle von Troja — Leipzig, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.963#0048

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BBSCHLITSS HISSAKLIK AUSZUGBABEN.

| HN LEITUNG.

Da die Resultate der Nachforschungen in Bunarbaschi somit rein
negativer Natur waren, untersuchte ioh alle Höhen auf der rechten
und linken Seite der Ebene auf das sorgfältigste; aber all mein Suchen
blieb vergeblich, bis ich an die Baustelle der Stadt kam, die von Strabo
Novum llium (xh OY)(j.spivöv"IXiov, to vüv "IXtov, •») vüv TCÖXt?) genannt wird;
dieselbe liegt nur 3 englische Meilen (4,8 km.) vom Hellespont entfernt
und stimmt in dieser sowie in jeder andern Beziehung vollständig mit
den topographischen Erfordernissen der Ilias überein. Hier war es vor-
nehmlich der heute llissarlik genannte Hügel, der durch seine imposante
Lage und seine natürlichen Befestigungen meine Aufmerksamkeit in '
Anspruch nahm; derselbe bildete die nordwestliche Ecke von Novum
llium und schien mir die Lage der Akropolis dieser Stadt und die der
Priamischen l'ergamos zu bezeichnen. Nach den Messungen meines
Freundes Emile Burnouf, Ehrendirectors der Französischen Schule in
Athen, beträgt die absolute Höhe dieses Hügels 40,43 m.

Am Rande des Nordabhanges und zwar auf einem Theile des Hügels.
der zwei Türken in Kum Kaleh gehörte, fanden vor etwa 25 Jahren
zwei Landleute in einem aufs gerathewohl gegrabeneu Loche einen klei-
nen Schatz von ungefähr 1200 Silber-Statern des Antioehos III.

Der erste neuere Autor, der die Identität Ilissarliks mit der home-
rischen Stadt erkannte, war Maclaren1, der durch die unwiderleg-
liehsten Beweise dartbat, dass Troja nie auf den Höhen von Bunar-
baschi gestanden haben könne, und dass, wenn es überhaupt jemals
existirt habe. llissarlik seine Stätte bezeichnen müsse. Aber schon
lange vor ihm hatte Edw. Dan. C'larke3 sich gegen Bunarbaschi er-
klärt und mit P. Barker Webb3, der die nämliche Theorie verthei-
digte. angenommen, dass die homerische Stadt bei dem heutigen Dorfe
Chiblak gelegen haben müsse. Zu Gunsten Ilissarliks erklärten sich
als gewichtige Autoritäten auch George Grote4, Julius Braun5 und
Gustav von Eckenbrecher.6 Herr Frank Calvert, der früher ein Ver-
treter der Theorie Troja-Bunarbaschi gewesen war, wurde durch die
Beweisführungen der obengenannten Schriftsteller und besonders durch
Maclaren und Barker Webb für die Troja-IIissarlik-Theorie gewonnen,
deren eifriger Verfechter er heute ist. Ihm gehört fast die Hälfte von
Hissarlik. In zwei kleinen Gräben, die er auf diesem seinem Besitzthum
gezogen, hatte er einige Ueberreste aus der römischen und der makedo-
nischen Periode sowie auch ein Stück jener Mauer von hellenischer
Arbeit zu Tage gefördert, die nach Plutarch7 von Lysiinachos erbaut
sein soll. Ich beschloss sofort hier Ausgrabungen zu beginnen, und
kündigte diese Absicht in dem Werke „Ithaka, der Peloponnes und
Troja" an, das ich gegen Ende des Jahres 18G8 veröffentlichte."

1 Dissertation on tho Topography of the
Piain of Troy, Edinburgh 1822, and: The
Plain of Troy described, Edinburgh 1863.

- Travels in various countries of Eu-
rope, Asia and Afrioa, London 1812.

3 Topographie de la Troade, Paris 1844.

1 History of Cireeee, 4. Aufl., I, 305,
30(5 (London 1872).

s Geschichte der Kunst in ihrem Ent-
wicklungsgänge, II, 206- 274 (Heidel-
berg 1852).

B Die Lage des homerischen Troja,
Düsseldorf 1875.

7 Alexander.

8 Leipzig 1809. Französische Ausgabe
Paris 1809.
 
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