Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schliemann, Heinrich
Ilios, Stadt und Land der Trojaner: Forschungen und Entdeckungen in der Troas und Besonderes auf der Baustelle von Troja — Leipzig, 1881

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.963#0074

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
ort

DEB GKB0S8E seil yv/,.

[kixi.f.itix-,..

der einzelnen Bestandteile des Schatzes wird der Leser an der geeig-
neten Stelle im weite™ Verlaufe des Buches rinden. Einstweilen gebe
ich hier eine allgemeine Uebersicht des Ganzen. (Siebe Abbildung 14.)

Da alle diese Gegenstände, zum Theil die kleinern in die grossem
gepackt, eine rechteckige Masse bildend, dicht beieinanderlagen, so
erscheint es gewiss, dass sie in einem hölzernen Kasten auf die .Mauer
der Stadt gestellt worden waren. Die Auffindung eines kupfernen
Schlüssels neben den andern Gegenständen schien meine Yenmitluum
noch zu bestätigen. Es ist daher möglich, dass jemand den Sehatz in
den Kasten gepackt, in der Eile der Flucht den Schlüssel nicht ab-
gezogen, und den Kasten fortgeschleppt hat; und dass er dann, auf der
Mauer von der Waffe eines Feindes oder vom Feuer erreicht, ihn hat
zurücklassen müssen, der in wenigen Augenblicken schon 5 Fürs tief
unter der Asche und den herabstürzenden Steinen des grossen an-
grenzenden Hauses begraben wurde.

Vielleicht mochten die Gegenstände, die wir wenige Tage zuvor
unweit der Fundstelle des Schatzes in einem Gemache des Hauses
des Stadtoberbauptes entdeckt hatten, demselben unglücklichen Flücht-
ling angehört haben. Es waren dies ein zertrümmerter Helm, eine silberne
Vase und ein Becher aus Elektron, die ich ebenfalls weiter unten
in dein Kapitel der verbrannten Stadt ausführlich beschreiben werde.1

Auf der dicken Schuttschicht, womit der Schatz bedeckt war, errich-
teten die Erbauer der neuen Stadt die erwähnte Befestigungsmauer aus
grossen, theils behauenen, theils unbehauenen Steinen und Lehm; dieselbe
reicht hinauf bis 3V4 Fm?s unterhalb der Oberfläche des Hügels.

Dass der Schatz in äusserster Gefahr zusammengepackt worden sein
muss, scheint unter anderm auch durch den Inhalt der grössten
Silbervase bewiesen zu werden, der aus beinahe 9000 verschiedenartigen
kleinen Goldsachen besteht. Die Beschreibung derselben folgt weiter
unten.

Zum Glück hat der Ketter des Schatzes Geistesgegenwart genug ge-
habt, um die Silbervase, welche die kostbaren Stücke enthielt, aufrecht
in den Kasten zu stellen, sodass nichts herausfallen konnte und das
Ganze unversehrt geblieben ist.

In der Hoffnung, hier noch mehr Schätze zu finden, Hess ich die
obere Mauer niederreissen und auch den Ungeheuern Trümnierhlork
abbrechen, der zwischen meinen westlichen und nordwestlichen Gräben
und den grossen massiven Mauern lag, die ich als „Thnrm" zu be-
zeichnen pflegte. Um aber dies bewerkstelligen zu können, nnisstc
ich das grössere meiner hölzernen Häuser niederreissen und danach noch
durch eine Ueberbrückung der beiden Thore die Fortschaffung der
Abraummassen erleichtern lassen. Die Arbeiten förderten zahlreiche
interessante Altherthümcr zu Lage, von denen ich als besonders be-

1 Nachdem ich in den Jahren 1878
und 1S79 nur wenige Ellen von diesem
Fundorte entfernt noch vier andere Schätze
gefunden habe, die augenscheinlich aus einem
obern Stockwerk in dem Hause des Stadt-

oberhauptes hinabgefallen waren, möchte
ich jetzt auch in Bezug auf den grosse"
Schatz eher annehmen, dass dieser aut
dieselbe Art unter die Trümmerschicht ge-
kommen ist.
 
Annotationen