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Schliemann, Heinrich
Ilios, Stadt und Land der Trojaner: Forschungen und Entdeckungen in der Troas und Besonderes auf der Baustelle von Troja — Leipzig, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.963#0088

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r. AECHITEKTUB DBB VEltltliAXXTUS STADT r

Mein HauptstrebeD richtete sich diesmal darauf, die Mauern '
ihrem ganzen Umfange aufzudecken. So Hess ich östlich und süd-westl'^
von dem Thore1 (welches nach Burnoufs Messungen 4l,10 m üh
dem Meere und 8,33 m. unterhalb der Oberfläche des Hügels wf
sowie nordwestlich und nördlich von dem Hause des Stadtoberhanpte
und östlich von meinem grossen nördlichen Graben8 die neuen \'u?
grabungen vornehmen. Da es von besonderer Wichtigkeit war. &S
die Häuser der verbrannten Stadt erhalten blieben, grub ich j-
Ruinen der drei obern Städte horizontal und Schicht für Schicht
allmählich ab, bis ich auf den leicht erkennbaren calcinirten Trümmer-
schutt der dritten Stadt stiess. Nachdem nun das ganze Terrain
das ich erforschen wollte, auf gleiche Höhe abgegraben war, begann
ich an dem äusserston Ende der Fläche ein Haus nach dem andern
auszugraben und auf diese Weise allmählich nach dem nördlichen Ab-
hänge vorzugehen, wo der Schutt hinuntergeworfen werden musste. So
konnte ich alle Häuser der dritten Stadt ausgraben, ohne ihre Mauern
zu beschädigen. Aber natürlich konnte ich nichts anderes von ihnen
mehr aufdecken als die 3—10 Fuss hohen Unterbaue oder Erd-
geschosse, die aus mit Lehm zusammengefügten Steinen gebaut wa-
ren. Hie grosse Anzahl von Krügen, die sie enthalten, lässt es un-
zweifelhaft erseheinen, dass diese Räume einst als Keller gedient
hallen; doch ist der Mangel an Thüren, deren der Beschauer nur
wenige sehen wird, auf den ersten Blick schwer zu erklären. Es hat
in der That den Ansehein, als ob diese untern Theile der Häuser nur
vermittelst hölzerner Stiegen oder Leitern von oben aus betreten wer-
den sind, aber in allen Zimmern und Kammern des grossen an der
West- und Nordwestseite des Thores belegenen Hauses befinden sich
regelmässige Thüröffnungen. Professor Virchowmacht darauf aufmerksam,
dass die Beschaffenheit dieser (hatten Stadt in architektonischerBeziehunJ
das genaue Urbild derjenigen Bauart darstellt, die heute noch für die
Dörfer der Troas charakteristisch ist. Fr war, wie er sagt, erst im
Stande, einige schwierige Punkte zu verstehen, nachdem ihn seine
ärztliche Praxis in das Innere der heutigen Häuser geführt hatte. „Die
Hanpteigenthümlichkeit diesen' Architektur besteht darin, dass in den
meisten Fällen der untere Theil der Häuser keinen Eingang hat und
von einer Steinmauer umgeben ist. Das obere Geschoss, das aus vier-
eckigen, an der Sonne getrockneten Ziegeln gebaut ist, dient als
Wohnung für die Familie, das untere, in welches man auf Stiegen oder
Leitern von oben hineingelangt, als Yorrathsraum. Hat das Erd-
geschoss eine Thür. so wird es häutig auch als Viehstall benutzt.
Wenn, was auch heute vorkommt, moderne Häuser dieser Bauart in
Trümmer fallen, so bieten ihre Ruinen genau denselben Anblick dar
wie die der dritten, der verbrannten, Stadt von Hissarlik. Die Steine
in den Mauern des ersten Stockwerkes der trojanischen Häuser zeigen kerne
Spur einer Bearbeitung; sie sind aus den leicht zu gewinnenden Schien-
ten des tertiären Süsswasserkalks des nahen Bergrückens gebrochen.
Die von diesen trojanischen Häusermauern umschlossenen Räume en

' Siehe Pia,. I. « Slehe Durchschnitt HI, * U"J h
 
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