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Schliemann, Heinrich
Ilios, Stadt und Land der Trojaner: Forschungen und Entdeckungen in der Troas und Besonderes auf der Baustelle von Troja — Leipzig, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.963#0089

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1879.] UEÄLTESTE HAUSMAUEEN. 65

halten Jone riesenhaften Terracottakrüge, die. oft in langen Reihen
nebeneinanderstehend, ein nicht unbedeutendes Vermögen in ihrer
mächtigen Grösse repräsentiren; sie sind so gross, dass ein Mnnn in
jedem von ihnen aufrecht stehen kann."

Auch Strassen waren selten; denn ausser der breiten Thorstrasse
deckte ich nur noch eine von 4 Fuss Breite auf, in der die grossen
Steinplatten, die das Pflaster bildeten, deutlich die Spuren der Glüh-
hitze zeigten, der sie einmal ausgesetzt waren. Diese Strasse liegt gerade
über den Ruinen der zweiten Stadt, östlich von meinem grossen Graben.1
Ausserdem befindet sich noch ein 2 Fuss breiter Durchgang zwischen den
trojanischen Häusern, der im rechten Winkel von der Strasse d nach
Nordost führt. Weitere Ausgrabungen wurden auch auf der östlichen
und südöstlichen Seite des „Grossen Thurmes" vorgenommen, wo ich
mehrere von den Hausmauern dicht neben dem im Jahre 1S7:> entdeck-
ten Magazin mit den neun grossen Krügen (siehe Abbildungen Nr. 7
und S und Plan I. Punkt S) zerstören musste. um die Stadtmauer und
ihre Verbindung mit den beiden Ungeheuern Mauern aufzudecken,
die ich den „Grossen Thuxm" benannt hatte. Alle diese Arbeiten sind
glücklich ausgeführt worden. Durch meine Ausgrabungen südlich, süd-
westlich, westlich, nordwestlich und nördlich von den Thoren habe ich
die Stadtmauer nach allen diesen Richtungen hin freigelegt; so ist sie
jetzt bis auf die Stelleu, an denen ich sie mit meinem grossen Graben
durchschneiden musste, in ihrem ganzen Umkreise aufgedeckt. Bei
diesen Nachgrabungen fand ich auf dem Abhänge des nordwestlichen
Theils des Walles, in unmittelbarer Nahe der Stelle, wo der grosse
Schatz gefunden wurde (vgl. Plan I. I'). in Gegenwart von Prof. Vir-
chow und Burnouf, noch einen Schatz von goldenen Schmuckstücken.
den ich weiter unten beschreibe.

Ausserhalb der Stadtmauer an der Ostseite fand ich zahlreiche
Häusermauern. aber kaum irgendwelche Alterthümer, und dieser Um-
stand scheint zu beweisen, dass die Vorstadt von der armem Klasse
bewohnt worden ist. In der südöstlichen Kcko der Stadt zeigen sich
nirgends Spuren des grossen Brandes.

Ungefähr die Hälfte meines grossen Grabens Hess ich bis auf den
Kalksteinfelsen hinab vertiefen und legte dabei drei parallellaufende
Hausmauern- der ersten Niederlassung auf Hissarlik frei. Auch wurde
für den Abtluss des Regenwassers ein tiefer Kanal gegraben.

Obgleich Se. Exe. Munif Efendi, Minister für Volksaufklärung, schon
im Januar 1879 auf die Befürwortung Sir Henry Layard's hin angeordnet
hatte, dass mir ein Ferman für die Erforschung der Tumuli. der
sogenannten Heroengräber der Troas, ausgestellt werde, kostete es doch
die grösste Mühe, ihn zu erlangen. Doch unterstützten mich kräftig
Sir Henry l.ayard und sein zeitweiliger Stellvertreter, mein Freund
Mr. Ed. Malet, der jetzige englische Generalconsul in Alexandrien.
sowie auch, durch Professor Virchow dazu vermocht, der deutsche
Gesandte bei der Pforte, Graf Hatzfeld. Endlich am 17. April wurde
er mir eingehändigt; und nun schritt ich unverzüglich zur Ausgrabung

1 Sie ist auf dem Plan I mit d bezeichnet. ! Vgl. Tlan III, f. zwischen .1/ nnd 2V.

Si tll.lKMANN, OinS. 5


 
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