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Schliemann, Heinrich
Ilios, Stadt und Land der Trojaner: Forschungen und Entdeckungen in der Troas und Besonderes auf der Baustelle von Troja — Leipzig, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.963#0091

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1879.] AI,i:\-AXDliTA-TliOAS UND BEBG CHIGKI. 07

betrug die Temperatur in zweien dieser Quellen 16,s° ('.. in einer dritten
17" und in einer vierten 17,4° 0. Die letztgenannte Quelle entspringt
in einem Sumpfe und ist, wie Virchow erklärt, etwas wärmer, weil
das Wasser stagnirt. Dagegen ergiesst sieh die Quelle, die eine
Temperatur von 17° zeigt, sofort in einen kleinen, aus andern weiter
oben entspringenden Quellen gebildeten Dach und erscheint deshalb
etwas kälter (die beiden Quellen von 16,8° C. sind an der Stelle ge-
messen, wo sie aus dem Felsen hervorsprudeln); so wäre es. wie Virchow
sagt, ganz begreiflich, wenn man in der kalten Jahreszeit, wo die Ver-
schiedenheit zwischen der Wassertemperatur des Sumpfes und der des
sclmolliliossenden Baches noch mehr hervortritt, Dampf aus ersterem,
nicht aber aus letzterem aufsteigen sähe.

In Gesellschaft desselben Freundes unternahm ich auch einen Aus-
flug nach den an der Küste. Tenedos beinahe gegenüber, gelegenen
ausgedehnten Ruinen von Alexandria-Troas.1 Von hier aus besuchten
wir die heissen Quellen von Lidja llamäm in einem nach Südosten ge-
legenen Thale, das nach Virchow eine absolute Höhe von 85 Fuss hat.
Das Wasser ist salzig und eisenhaltig; seine Temperatur wird von
BarkerWebb („Topographie de la Troade", S. 131) auf 150°F. = 65,5° C.
angegeben; nach Olarke („Travels in various countries of Europe, Asia
and Africa", I, 148) beträgt sie nur 142° F: = 61,i°. Die zahlreich in
dem Thale vorhandenen Ruinen lassen darauf schliessen, dass die Ther-
men im Alterthum sehr berühmt gewesen sein müssen. Während des
Sommers werden die Räder noch heute gegen rheumatische Leiden und
Hautkrankheiten viel benutzt. Die Nacht verbrachten wir in dem reichen
türkischen Dorfe Kestanibul. von dem man eine herrliche Aussicht auf
den Rerg Chigri (türkisch Chigri Dagh) sowie auf das Aegäische
Meer geniesst. Am folgenden Tage bestiegen wir den Chigri Dagh,
der nach Virchow eine Höhe von 1639 Fuss über dem Meere hat.
und kamen auf dem Wege dorthin unweit des Dorfes Kotsch-Ali-Ovassi
an den alten Steinbrüchen vorbei. Hier sahen wir 7 Säulen am Roden

n, fiev yäp ^3' uSart Xiapw pe'si, äp.<pl Se xairvo? sie zu der Hauptstadt des Römischen Reichs

YcyvsTat £^ auT% ag et Ttupoc aBouivoto* zu erheben. Dieselbe Idee soll nach Zo-

tj ö"' irip-c] bepei" Ttpopest etxuta •^ald'Cri simos (II, 30) und Zonaras (XIII, 3) auch

■?} xtovt ^tj^pf), Ti c| uSaro? xpuora/Xo). Konstantin der Grosse gehabt haben, ehe

1 Ich kann mich der allgemein gültigen er Byzantion wählte, und zwar habe er,

Annahme über den Ursprung dieser Stadt berichtet Zosimos, beabsichtigt, die Stadt

nicht ansehliessen: meiner Meinung nach ,,jjisra|o TpwccSo? (Alexandria) xa\ tyJh

ist sie von Antigonos nicht gegründet, son- äpy_oacc; 'IXtou", zu bauen; aber ,,£% ^£t-

dern nur vergrössert worden; denn Strabo yaio) sie" nach des Zonaras Bericht. Unter

(XIII, 593, 604) gibt ausdrücklich an: Hadrian war der berühmte Redner llerodes

„dass ihre Stätte früher Sigia gebeissen Atticus Statthalter dieser Stadt. Noch sind

habe, und dass Antigonos, nachdem er die einige Tbeile des gewaltigen Aquaeducts

Einwohner von Chrysa, Kebrene, Neandria, erbalten, den er bauen Hess und zu dessen

Skepsis, Larissa, Kolonae, Hamaxitos und Ausführung sein Vater Atticus 3 Mill.

andern Städten in ihr angesiedelt, ihr den Drachmen aus eignen Mitteln beisteuerte.

Namen Antigonia beigelegt habe". Weiter Auch in der Heiligen Schrift linden wir

berichteter, dass diese Stadt später von Alexandria-Troas (unter dem Namen Troas)

Lysimaehos verschönert worden und von als eine der Städte erwähnt, die Paulus

ihm zu Ehren Alexander's des Grossen besuchte. Seine ausgedehnten byzanti-

Alexandria-Troas genannt worden sei. nischen Ruinen lassen es zweifellos er-

Julius Cäsar fand an ihrer Lage so viel scheinen, dass es bis zum Ende des Mittel-

ßefallen, dass er, nach Suetonius, (Jul. alters bewohnt war. Jetzt l'ährt es den

Cacs., 70) die Absicht gehabt haben soll, Namen „Eskistaiubul" (die alt,- Stadt).
 
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