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Schliemann, Heinrich
Ilios, Stadt und Land der Trojaner: Forschungen und Entdeckungen in der Troas und Besonderes auf der Baustelle von Troja — Leipzig, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.963#0124

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100

DAS LAND DBB TEOJANBE.

|l- K VP.

Weiterhin ' erklärt Professor Virchow es für höchst wahrscheinlich,
dass der alte Skanaander (der in dem Bette des Kalifatli Asmak floss)
unmittelbar unterhalb von Kum Kioi sieh nach Osten gewendet und sich
durch das Bett des In Tepeh Asmak auf der östlichen Seite der Ebene
dicht am Vorgebirge Rhoiteion in den Hellespont ergossen habe. Die
mit Sand gefüllte Bodenvertiefung, die Burnouf unterhalb Kuin Kioi,
zwischen dem Kalifatli und dem In Tepeh Asmak aufgefunden hat,
würde das alte Skamanderbett bezeichnen. Virchow hält eine solche
Communieation auch um deshalb für sehr wahrscheinlich, weil der
In Tepeh Asmak viel zu breit und tief eingeschnitten ist, als dass er mög-
licherweise durch den Nordarm des Simoeis. einen unbedeutenden Bach,
gebildet sein könnte. Dieser Bach mag später, und vielleicht noch zu
einer Zeit, wo die Verbindung zwischen dem alten Skanaander (Kalifatli
Asmak) und dem In Tepeh Asmak schon geschlossen war, in den letztem
Fluss gegangen sein; sicherlich aber ist er nicht stark genug gewesen,
um denselben zu erzeugen. Ueber den Kalifatli Asmak fügt Professor
Virchow hinzu2: „Der Kalifatli Asmak hat gerade in dem Theile seines
Laufes, der von Kalifatli Kioi bei Hissarlik vorüber bis zur Einmün-
dung des Simoeis reicht, ein so breites Bett, dass er dem Skamander
selbst nicht nachsteht, und dass kein anderer Eluss der Ebene ihm auch
nur entfernt nahe kommt. Dies ist fast von allen Kritikern
übersehen worden."

An einer andern Stelle3 sagt Virchow: ,,In Bezug auf die An-
schwemmungen der Ebene hat Maclaren4 eine Betrachtung angestellt,
welche recht beachtenswerth ist. Er geht von den Tiefenmessungen
aus, welche die englische Admiralität im Hellespont hat anstellen lassen,
und welche in der betreffenden Karte verzeichnet sind. Danach hat
er längs der Küste des Hellespont drei Linien gezogen, welche die
Tiefenpunkte von einem, beziehentlich zwei und drei Laden miteinander
verbinden. Diese Linien sind der Küste nicht parallel, sondern sie
fallen au der Mündung des Mendereh fast zusammen, entfernen sich
vor der Stomalimne und noch mehr vor dem In Tepeh Asmak von der
Küste und nähern sich sowol einander als der Küste wieder an der
Landzunge vor dem Rhoiteion (Cap Top-Taschi). Ueberdies zeigt sich
die Verschiedenheit, dass die Ein- und die Zweifadenlinie ungefähr die
Form der Küstenlinie wiedergeben, d. h. nach Süden eingebogen sind.
die Dreifadenlinie dagegen eine nach Norden gegen den Hellespont
vorgebogene Curve bildet, welche weit vor der Küste und auch vor der
Landzunge vorspringt. Unmittelbar dahinter beträgt die Wassertiefe
10, 12, 16 und 19 Faden. Maclaren schliesst daraus, dass die Masse
von Ablagerungen, welche die Erhöhung des Hellespontbodens bewirkt
haben, nicht durch den jetzigen Mendereh herbeigeführt sein könne,
sondern dass man sie aus jener Zeit ableiten müsse, wo der Fluss sich
erst durch den In Tepeh Asmak, später durch die Stomalimne ergoss. Der

1 Beiträge zur Landeskunde der Troas,
S. 13ü, 137, 170.

3 Beiträge zur Landeskunde der Troas,
S. 138.

:l Beiträge zur Landeskunde der Troas,

4Maelareu, „The Piain of Tvoy de-
scribed" (Edinburgh 1863), S. 40.
 
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