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Schliemann, Heinrich
Ilios, Stadt und Land der Trojaner: Forschungen und Entdeckungen in der Troas und Besonderes auf der Baustelle von Troja — Leipzig, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.963#0129

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FLUSSE: DER ALTE SKAMANHKK.

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Das Resultat der Untersuchungen von Virchow und Burnouf, dass
die Ebene von Troja seit dem Trojanischen Kriege, abgesehen von
ihrer Hydrographie, keine wesentlichen Veränderungen erlitten hat,
stimmt mit dem Ergebnisse der im Jahre 1839 von Professor P. W.
Forehhammor' und Lieutenant (heute Admiral) T. A. B. Spratt an-
gestellten Forschungen überein: „Wiederholt weisen wir die Ansich-
ten von einer nach-Homerisohen Anschwemmung der untern Ebene
und dadurch bewirkten Ausfüllung eines vorgeblichen Hafens, der
sich ehemals tief ins Land erstreckt hätte, als durchaus irrig zurück.
Leiden Ansichten widerspricht die Wirklichkeit entschieden, und in
den Homerischen Gedichten ist kein haltbarer Grund für dieselben.
Wie es unerklärlich wäre, dass die Anschwemmung an den Seiten der
verlängerten Flüsse und an dem östlichen Ende des Strandes steile
Ufer von 6—10 Fuss Höhe aufbaute, zugleich aber die Lagunen unäus-
gefullt Hesse und sie doch von dem Hellespont durch eine Sandbank
trennte, so bat Homer, der die grosso Lagune nennt, einen Hafen an
der Ebene und in der Nähe des hellenischen Lagers weder gekannt,
noch mit einem Worte dessen Vorhandensein angedeutet. Im Gegen-
theil aber beweisen viele Stellen in der Uias2, dass das griechische
Lager sich dicht am Lande des Meeres oder des Hellespont befunden
bat. Skylax gibt die Entfernung von Novuin Ilium bis zum Meere rich-
tig auf 25 Stadien an. Die Ebene in ihrem gegenwärtigen Zustande
ist in allen wesentlichen Beziehungen des alten Priamos Reich und das
Schlachtfeld des Hektor und des Achilles geblieben."

Ich führe nachstehend auch an, was ich vor nunmehr 12 Jahren
über denselben Gegenstand geschrieben habe3: „In westlicher Lichtung
am Meeresstrande entlang- und auf das Vorgebirge von Sigeion zu-
gehend, untersuchte ieli die Beschaffenheit des Bodens auf das genaueste,
um mich zu überzeugen, ob derselbe wirklieh, wie Strabo behauptet,
das Product eines Alluviums von späterm Datum als der Trojanische
Krieg wäre. Die allmähliche Ansteigung der Höben von In Tepeh schien
mir von vornherein die Annahme zu widerlegen, dass sich an dieser
Stelle jemals ein Golf befunden haben könne, und völlig überzeugt wurde
ich von dieser Unmöglichkeit, als ich die hohen, steilen Ufer der kleinen
Flüsse In Tepeh Asmak und Kalifatli Asmak in einem Sumpfboden un-
weit ihrer Mündung sah. Wäre der Boden der Ebene durch das Alluvium
der heutigen Flüsse und Bäche gebildet worden, so könnten deren Ufer an
Stellen, wo der Grund marschig und locker ist, nicht wohl eine senkrechte
Höhe von 6—10 Fuss haben. Ueberdies beweisen auch die grossen und
tiefen Wasserbecken am Rande der Ebene die Unmöglichkeit, dass die
troische Ebene ganz oder theilweise durch Anschwemmungen gebildet sei;
denn hätten die Elüsse durch das Absetzen von Schwemmstoffen die Ebene
vergrössert, so würden jene tiefen Wasserbecken zuerst ausgefüllt wor-
den sein. Die grosse Stomalimne, oder Lagune und Sumpf, von der

1 Topographische und physiographisehe XIV, 31; XVIII, 66; XIX, 40; XXIII
Beschreibung der Ebene von Troja, S. 28. 68; XXIV, 12.

3 Ithaka, der Peloponnes und Troja

2 11. 92, 152; VIII, 501 ; XIII, 082; (Leipzig 1800), S. 100-
 
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