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Schliemann, Heinrich
Ilios, Stadt und Land der Trojaner: Forschungen und Entdeckungen in der Troas und Besonderes auf der Baustelle von Troja — Leipzig, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.963#0151

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126

BAS LAND DER TROJANER.

[i. KAP.

von hier nach Nordwesten liegt das meinem Freunde Calvert gehörige
schöne Landgut, dessen alter Name Akselii Kioi oder Batak (d. h. Sumpf)
jetzt in Thymbra umgeändert worden ist. Ks trägt den neuen Kamen
mit Recht; denn nicht nur wird es von dem Flusse Thymbrios begrenzt,
sondern es enthält auch, wie oben erwähnt, die. Baustelle der alten
Stadt Thymbra. Noch eine zweite Stätte einer alten Niederlassung
befindet sieh auf dieser Besitzung, und zwar auf einem kleinen Hügel im
Norden des Calvert'schen Hauses. Diese Stelle ist mit spärlichen Scherben
von gewöhnliehen griechischen Topfwaaren bedeckt und stimmt in
Bezug auf Lage, Entfernung u. s. w. so genau mit den Angaben Strabo's
überein, dass wir sie unbedenklich für seine 'Iais'mv Kw,ai) ansehen dürfen,
wohin er auf die Autorität des Demctrios von Skepsis das homerische
Ti'oja verlegt. Am Fusse des Hügels entspringen seltsamerweise die
drei oben beschriebenen Quellen, die den ebenfalls schon besprochenen
Duden Sumpf bildeten, der jetzt trocken gelegt worden ist. Die
Temperatur dieser Quellen bestimmte Professor Virchow auf 20,i°—
22° C. Ich habe die Baustelle von TXisuv Kg5u,t] erforscht, jedoch
nur groben Kiessand, keine Schuttanhäufung vorgefunden; die spär-
lichen Topfscherben liegen nur an der Oberfläche. Demetrios von
Skepsis kann wol durch das Aussehen des Ortes irregeleitet worden
sein; unter einem kleinen vorspringenden natürlichen Wall, der die
Baustelle an mehrern Punkten begrenzt und der in Wirklichkeit nur
aus Kies und Sand besteht, mag er die Mauern von Troja vermuthet
haben. Calvert hat dicht neben der Baustelle eine Anzahl von
Gräbern aufgedeckt, die, ihrem Inhalte nach zu schliessen, wol armen
Landleuten angehört haben mögen. Auf eine andere Merkwürdigkeit
dieser Besitzung, den Tumulus Hanai Tepeh, werde ich später noch
zurückkommen. Die kleinen Anhöhen zwischen Calvert's Gut und
llissarlik sind mit Eichen, niedrigem Gesträuch und Buschwerk be-
deckt. In geringer Entfernung nach Süden hin erhebt sich ein Tu-
mulus, der den Namen Pascha Tepeh führt, und der von Frau
Schliemann aufgegraben worden ist; eine Beschreibung desselben folgt
weiter unten.1 Nordöstlich von ihm liegt das türkische Dorf t'hiblak
oder Tsehiplak (d. h. nackt) mit seinem Minaret, das vor kurzem erst
aus den von mir in llissarlik ausgegrabenen Steinen erbaut worden
ist. Der Tumulus erhebt sich auf einem Landrücken, der von hier
aus in westlicher Richtung sich circa 8tX> m weit in die Ebene von
Troja hineinzieht und dessen letzter Ausläufer den Sumpf des Ka-
lifatli Asmak überragt. Auf diesen vorgebirgsartigen Vorsprung ver-
legt Wobb-' das alte Troja, Doch weist seine Karte verschiedene Irr-
thüniei' auf; denn er sagt, dass das Vorgebirge sich östlich von Ilion,
südöstlich von Chiblak befinde, während es südlich von dem erstem
und westlich von dem letztern liegt, Webb3 nimmt an, dass sich am
Fusse der Baustelle zwei Quellen befunden haben, die einen Sumpf
gebildet hätten. Doch sind Quellen hier nicht vorhanden, wol aber

1 Kapitel XII.

- 1\ Barker Webb, „Topograpbie de la
Troade", S. 5"2.

3 Ebenda«., S. 55.
 
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