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Schliemann, Heinrich
Ilios, Stadt und Land der Trojaner: Forschungen und Entdeckungen in der Troas und Besonderes auf der Baustelle von Troja — Leipzig, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.963#0172

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§1-1

MF. PELASGEB.

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altes, weitverbreitetes und aus der vorhellenisehen Zeit stammendes
Volk. Sie werden von Homer neben den Pelasgem erwähnt.1 Die
kleine Schar der Leleger, von der die Ilias spricht, wohnte auf dem
Gebiete im Osten von Gap Lekton.2

In Bezug auf die Pelasger scheint es mir wohl angezeigt, hier einen
Auszug aus dem Briefe einzuschalten, den Professor A. IL Sayee in
der „Academy" vom 25. Januar L879 veröffentlicht hat: „Es liegt nicht
in meiner Absieht, bestreiten zu wollen, dass Stämme, die von den
Griechen Pelasger genannt worden sind, überhaupt existirt haben.
Diese Stamme aber in ein gesondertes Volk oder Geschlecht umzuwan-
deln, ist etwas ganz anderes. Zwar erwähnen die griechischen Schrift-
steller von Homer und Hesiod an schon Pelasger; untersuchen wir ihre
Angaben aber genauer, so finden wir, dass der Name in zwei (vielleicht
gar in drei) verschiedenen Bedeutungen gebraucht wird: erstens, als
Bezeichnung eines gewissen griechischen Stammes, der während des
heroischen Zeitalters Thessalien bewohnte; und zweitens als Aequivalent
für unsern Ausdruck: «vorhistorisch». Im erstem Sinne finden wir den
Namen zweimal in der Ilias gebraucht (II, G81 und XVI, 233). An
zwei andern Homerischen Stellen spätem Datums (IL, X, 429; Od.,
XIX, 177) ist. der Name in den Bereich der Mythologie übergegangen
und dadurch für spätere Schriftsteller der Weg gebahnt worden, ihn
zur Bezeichnung derjenigen griechischen und benachbarten Völker-
schaften zu gebrauchen, die wir heute prähistorisch nennen würden,
oder deren Ursprung und Verwandtschaft unbekannt waren. (In diesem
Sinne gebraucht findet sich das Wort bei Herodot in folgenden Stellen:
I, 146; I, 56; IL 5(5; VIII, 44; VII, 94; II, 51; V, 2(5; VI, 138.) Ins-
besondere wird der Name für die eingeborene Bevölkerung von Thrakien
angewendet, die zum illyrischen Stamme gehört zu haben scheint (siehe
Herodot, I, 56; Thukydides, IV, 109). Es ist deshalb wahrscheinlich,
dass es in dem thrakischen Küstenlande Stämme gegeben hat, die unter
dem Namen Pelasger bekannt waren; und da derselbe Name auch in
Mysien vorkommt (II., II, 840—843), ist es auch wahrscheinlich, dass
er, wie so viele Wörter der früh-griechischen Ethnologie, ein Wort von
allgemeinerer Bedeutung gewesen und demgemäss für Volksstämme
verschiedenen Ursprunges und Geschlechtes gebraucht worden ist. Hier-
nach würde auch PiseheFs Etymologie, die iz?\aayö<; zu einer Zusammen-
setzung der Wurzeln von ro'pav und sipii (ya) macht und so die «Weiter-
gehenden» oder «Auswanderer» bedeuten lässt, grosse Wahrscheinlich-
keit für sieh haben.

„Wir kennen die Sprachen Italiens, Griechenlands, Albaniens und
Kleinasiens heute gut genug, um feststellen zu können, dass sie, wenn-
gleich alle wahrscheinlich zum indo-europäischen Sprachstamme gehörend,
untereinander ebenso verschieden sind wie das Lateinische und das tirie-
chische. Allerdings sind einige Philologen noch im Zweifel darüber, ob

1 /'., X, 429: Hecat., ap. Strabo, VII,
321; Xn, 572.

Strabo, XIII, G05: y] yap ärcb toG
AextoC fsfyi;, crafscioucjot itpö? r»rj "I8tp

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