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Schliemann, Heinrich
Ilios, Stadt und Land der Trojaner: Forschungen und Entdeckungen in der Troas und Besonderes auf der Baustelle von Troja — Leipzig, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.963#0250

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IV. KAP.]

BEWEISE AUS DEB ILIAS.

22f)

der Griechen zum Zweikampf heraus.' Eine Pause tritt ein, weil nie*
mand dem Hektor entgegenzutreten wagt. Darauf eine Rede des Mene-
laos, der sich zum Kamill' mit ihm erbietet, und dann Reden Agamem-
non's und Nestor's.2 Neun Holden sind zum Kampfe mit Hektor erbötig,
sie ziehen das Los; dieses trifft den Aias. Telamon's Sohn, der froh-
lockt und seine strahlende Rüstung anlegt.3 Dann folgen Reden der
beiden Gegner4, sie kämpfen bis die Nacht hereinbricht und tauschen
dann Geschenke aus.5 Die Griechen kehren in ihr Lager zurück, die
Anführer versammeln sich im Zelt des Agamemnon, wo der König ein
Rind schlachtet: das Thier wird gehäutet, zerlegt und gehraten, und
darauf die Abendmahlzeit eingenommen.'1

Betrachten wir nun nochmals die Menge der Vorgänge dieses Einen
Tages: zuerst, bei Tagesanbruch, die allgemeine Versammlung im grie-
chischen Lager; die lange Rede Agamemnon's; das Auseinandergehen der
Truppen zum Flottmachen der Schiffe; die langen Reden dreier Hel-
den; das Mahl wird bereitet; Agamemnon opfert dem Zeus einen Ochsen;
die neue Rede Nestor's; endlich Refehl des Agamemnon zu Aufstellung
des Heeres in Schlachtordnung. Diese verschiedenen Handlungen und
Reden aber müssen wenigstens vier Stunden in Anspruch genommen haben,
es ist also zehn Uhr morgens, als die Truppen in der Skainanderehene
vorrücken. Sie kommen so nahe an das Skaiische Thor, da.ss Helena
die griechischen Feldherren erkennt. Paris fordert den Menelaos zum
Zweikampfe heraus; Hektor und Menelaos halten Heden; Herolde wer-
den nach Troja und zum griechischen Lager gesandt, lebende Lämmer
zu holen; dann feierliches Opfer und Zweikampf. Agamemnon hält
zahlreiche Reden. Die Griechen treiben die Troer bis zu den Mauern
von Troja und werden dann selbst geworfen; aber sie fliehen nicht,
sondern kämpfend weichen sie Schritt für Schritt, den Feinden
die Fronte bietend, bis zu den Schiffen zurück. Die Griechen müssen
dann von neuem vorgerückt sein, denn eine furchtbare Schlacht ent-
wickelt sich in der Ebene zwischen Skamander und Simoeis. Abermals
ziehen sich die Griechen zurück. Hektor geht nach Troja; er, Hckabc.
Paris, Helena und Andromache halten lange Heden. Und abermals
müssen die Griechen vorgerückt sein, denn Hektor und Paris sind bei
ihnen, als sie zum Skaiischen Thore hinaustreten; dann kommen die
Reden des Hektor, Menelaos und Nestor; endlich der Zweikampf, dem
die Nacht ein Ende macht, und die Rückkehr der Griechen in ihr Lager.

So ist die Entfernung zwischen der Stadt und dem griechischen
Lager in der Zeit von 10 Uhr morgens bis 7 Uhr abends wenigstens
sechsmal zurückgelegt worden, nämlich zweimal von dem Herold, der
das Lamm holte, und wenigstens viermal vom Heere, einmal sogar
rückwärts schreitend mit der Front gegen den Feind, und alle diese
Märsche und Gegenmärsche konnten trotz des durch die zahlreichen
Reden, die Opfer, die verschiedenen Schlachten und die beiden Zwei-
kämpfe verursachten enormen Zeitverbrauchs gemacht werden. Fs ist

• IL, vn, 67—91.

% II; VII, 9Ü-1Ü0.

' U-, VII, 161—225.

s>'ni.iv:>iANj,- Hios.

' IL, VII, 220—243.
■ //.. VII, 244-312.
0 //., VII, 313—33(5.

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