Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schliemann, Heinrich
Ilios, Stadt und Land der Trojaner: Forschungen und Entdeckungen in der Troas und Besonderes auf der Baustelle von Troja — Leipzig, 1881

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.963#0541

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext


RIß DDE DEITTE, DBB VERBRANNTE staut TR.0JAS.

I^11- Kai-,

dem Blasrohr, indem er so eine kleine kugelförmige Masse herstellt
Eierauf durchbohrte er dieselbe mit einer runden Punze, st,,]it(. .
auf eine Docke und schnitt mit einer andern länglichen Punze df
Zacken aus. Zuvor jedoch gab er der Masse durch Hämmern ,'\"',
viereckige Form.

Giuliano erklärt ferner, dass der trojanische Goldschmied zur \,
Fertigung der sehr kleinen glatten goldenen Hinge, wj0 Xr. 731"
einen langen Golddraht nahm, ihn um eine kupferne oder bron-
zene Docke wand und die Ringe abschnitt, Diese legte er darauf
in langen Reihen auf Holzkohle und löthete dann die beiden Enden
eines jeden mit einer ganz geringen Menge von Lotb besonders, um
den Umfang des Drahtes nicht zu vergrössern. Dies konnte er, weil
das Gold infolge seiner grossen Reinheit geschmeidiger war als das
unselige. Um Gegenstande wie Nr. 723 herzustellen, nahm er eine
kleine Goldstange, hämmerte sie am einen Ende, schlug sie breit und
durchbohrte sie mit einer Punze; an das andere Ende löthete er eine
dicke Goldperle. Wie Giuliano mir zeigte, bestehen die merkwürdigen
Ringe wie Nr. 725 aus zwei Spiralen von Golddraht, deren jede drei
oder vier "Windungen hat. Diese beiden Spiralen wurden aufeinander-
gelegt und zusammengelöthet; jedoch so, dass auf jeder Seite zwischen
ihnen ein Loch blieb, um den Gegenstand an der Schnur des Hals-
bandes aufreihen zu können.

Die grossen Goldperlen, wie Nr. 736, wurden folgendermassen her-
gestellt: Zwei kleine Schalchen wurden aus feinem Goldblech ausgetrieben,
nachdem man zuvor aus jeder derselben auf beiden Seiten ein Stück
herausgeschnitten hatte, hall) so gross als das Loch werden sollte.
Hierauf wurden dann die beiden Schälchen zusammengelöthet. Gegen-
stände wie Nr. 718 und 719 bestehen aus 8—1(> kleinen goldenen Ringen,
wie Nr. 720, die man zusaninienlöthete. Solche Gegenstände, wie Nr. 735,
verfertigte man aus einem Goldstäbchen, dessen eines Ende plattgeschla-
gen und durchbohrt wurde; das andere Ende spitzte man zu und ver-
zierte es mit sieben kreisrunden Einschnitten. Dieser Gegenstand sieht
wie eine Schraube aus. ist aber keine. Gegenstände wie Nr. 730 wurden
auf folgende Art angefertigt: man legte ein Stück Gold auf brennende
Holzkohle und schmolz es mittels des Blasrohres zu einem Kügelchen,
welches man durchbohrte, dann hämmerte und mit der Punze in die
gewünschte Form brachte. Feilen waren jedenfalls unbekannt, denn
weder in einer der prähistorischen Städte, von Troja noch in Mykenae
fand ich eine Spur von ihnen.

Wie der alte Goldschmied im Stande war, all diese feine Arbeit aus-
zuführen, und besonders, wie er die minutiöse Granulirarbeit auf den
Ohrringen Nr. 703. und 704 vollenden konnte, wo unendlich kleine Gold-
körner in die mikroskopischen Höhlungen einzulöthen waren — wie er
alles dies ohne Hülfe einer Linse zu Stande brachte — ist auch für
Giuliano ein Räthsel. > Aber es ist ausgeführt worden, und mit einem

1 Professor Virchow bemerkt
ebenso feine Granulirarbeit findet.

dass man an den mexicanischen Qoldsacher.


 
Annotationen