38 HI. Troja. 1871—1873.
Gebietes erhoben, ferner das Ansinnen, sofort nach der Ausgra-
bung die Gräben zuzuschütten, damit der Platz wiederum als
Schafweide dienen könnte, hatten ihn gezwungen, die Arbeiten
einzustellen, nachdem er erst fünf Meter tief in den Schutt
hineingegraben und nur eine spätgriechische Mauer gefunden hatte.
Er kam von Athen nicht allein zur „heiligen Ilios". „Ich begab
mich", wie er schreibt, „dorthin in Begleitung meiner Frau, Sophie
Schliemann, die, eine Griechin, aus Athen gebürtig, und eine
warme Bewundrerin des Homer, mit freudigster Begeisterung an
der Ausführung des grossen Werkes theilnahm." Sie mussten
zunächst ihr Quartier in einer Lehmhütte des Türkendorfes Chi-
blak nehmen, dann aber bauten sie auf die Höhe des Priamos
selbst, wo zu ihren Füssen die Mauern seines Palastes wieder-
erstehen sollten, ein paar einfache Holzhäuser als "Wohnstätten
für sich und die Aufseher und zeitweise für einen Ingenieur und
einen Zeichner. Auf der luftigen Höhe blies der Wind, sie wurden
es inne, dass es kein leeres Beiwort war, wenn ihr Homer die
Ilios Tjveu-dsaaa genannt; in den Wintermonaten führte der von
Thrakien her wehende Boreas eisige Kälte mit sich, sodass sie
„um sich zu erwärmen weiter nichts hatten als den Enthusiasmus
für das grosse Werk der Aufdeckung Trojas". Aber im Sommer
brachte die frische Brise von der See her ersehnte Kühlung
und reinigte die Luft von den Fieberdünsten, welche aus der
von brütender Hitze bedrückten Ebene und deren Sümpfen empor-
stiegen. Unten auf der nahen Dardanellenstrasse zogen Tag für Tag
die grossen Dampfer vom Mittelländischen zum Schwarzen Meere
hin und her, während dort oben, abgeschieden von diesem Welt-
verkehre, die Beiden geschäftig waren, die Zeugen für die älteste
Geschichte der classischen Länder zu erwecken. Von den niedern
Höhenrücken am Meere sahen ihnen die Grabhügel zu, welche
stolze Geschlechter über den Leichnamen des Achill und des Pa-
troklos, des Aias und troischer Fürsten aufführen Hessen. Auch an
jene Denkmäler sollte die Frage nach ihrem Inhalte gestellt werden.
Wenn die Sonne den ersten Strahl über die Höhen des Ida
sandte, so strömten aus den ringsumliegenden Dörfern stunden-
weit her Griechen und Türken in ihrer bunten Tracht zu Fuss
Gebietes erhoben, ferner das Ansinnen, sofort nach der Ausgra-
bung die Gräben zuzuschütten, damit der Platz wiederum als
Schafweide dienen könnte, hatten ihn gezwungen, die Arbeiten
einzustellen, nachdem er erst fünf Meter tief in den Schutt
hineingegraben und nur eine spätgriechische Mauer gefunden hatte.
Er kam von Athen nicht allein zur „heiligen Ilios". „Ich begab
mich", wie er schreibt, „dorthin in Begleitung meiner Frau, Sophie
Schliemann, die, eine Griechin, aus Athen gebürtig, und eine
warme Bewundrerin des Homer, mit freudigster Begeisterung an
der Ausführung des grossen Werkes theilnahm." Sie mussten
zunächst ihr Quartier in einer Lehmhütte des Türkendorfes Chi-
blak nehmen, dann aber bauten sie auf die Höhe des Priamos
selbst, wo zu ihren Füssen die Mauern seines Palastes wieder-
erstehen sollten, ein paar einfache Holzhäuser als "Wohnstätten
für sich und die Aufseher und zeitweise für einen Ingenieur und
einen Zeichner. Auf der luftigen Höhe blies der Wind, sie wurden
es inne, dass es kein leeres Beiwort war, wenn ihr Homer die
Ilios Tjveu-dsaaa genannt; in den Wintermonaten führte der von
Thrakien her wehende Boreas eisige Kälte mit sich, sodass sie
„um sich zu erwärmen weiter nichts hatten als den Enthusiasmus
für das grosse Werk der Aufdeckung Trojas". Aber im Sommer
brachte die frische Brise von der See her ersehnte Kühlung
und reinigte die Luft von den Fieberdünsten, welche aus der
von brütender Hitze bedrückten Ebene und deren Sümpfen empor-
stiegen. Unten auf der nahen Dardanellenstrasse zogen Tag für Tag
die grossen Dampfer vom Mittelländischen zum Schwarzen Meere
hin und her, während dort oben, abgeschieden von diesem Welt-
verkehre, die Beiden geschäftig waren, die Zeugen für die älteste
Geschichte der classischen Länder zu erwecken. Von den niedern
Höhenrücken am Meere sahen ihnen die Grabhügel zu, welche
stolze Geschlechter über den Leichnamen des Achill und des Pa-
troklos, des Aias und troischer Fürsten aufführen Hessen. Auch an
jene Denkmäler sollte die Frage nach ihrem Inhalte gestellt werden.
Wenn die Sonne den ersten Strahl über die Höhen des Ida
sandte, so strömten aus den ringsumliegenden Dörfern stunden-
weit her Griechen und Türken in ihrer bunten Tracht zu Fuss