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48 HI. Troja. 1871—1873.

scheinbar bestätigen. Das war der grosse vielbesprochene «tro-
janische Schatz».

Ein Graben von Westen her war im Mai 1873 nach Durch-
brechung verschiedener Ringmauern auf die Fortsetzung der
grossen Pergamosbefestigung gestossen. „Während wir", so er-
zählt Schliemann, „an dieser Umfassungsmauer vordrangen und
immer mehr von ihr aufdeckten, traf ich dicht neben dem alten
Hause, etwas nordwestlich von dem Thore, auf einen grossen
kupfernen Gegenstand von sehr merkwürdiger Form, der sogleich
meine ganze Aufmerksamkeit um so mehr auf sich zog, als ich
glaubte, Gold dahinter schimmern zu sehen. Auf dem Kupfer-
geräthe aber lag eine steinharte 5 Fuss starke Schicht röthlicher
und brauner calcinirter Trümmer, und über dieser wieder zog
sich die 5 Fuss dicke und 20 Fuss hohe Befestigungsmauer hin,
die kurz nach der Zerstörung Trojas errichtet sein muss. Wollte
ich den werthvollen Fund für die Alterthumswissenschaft retten,
so war es zunächst geboten, ihn mit grösster Eile und Vorsicht
vor der Habgier meiner Arbeiter in Sicherheit zu bringen: des-
halb Hess ich denn, obgleich es noch nicht die Zeit der Früh-
stückspause war, unverzüglich zur Pause rufen. Während nun
meine Leute durch Ausruhen und Essen in Anspruch genommen
waren, löste ich den Schatz mit einem grossen Messer aus seiner
steinharten Umgebung, ein Unternehmen, das die grösste An-
strengung erforderte und zugleich im höchsten Maasse lebens-
gefährlich war, denn die grosse Befestigungsmauer, unter welcher
ich graben musste, drohte jeden Augenblick auf mich herabzu-
stürzen. Aber der Anblick so zahlreicher Gegenstände, deren
jeder einzelne für die Archäologie von unschätzbarem Werthe
sein musste, machte mich tollkühn und Hess mich an die Gefahr
gar nicht denken. Doch würde trotzdem die Fortschaffung des
Schatzes mir nicht geglückt sein, wenn nicht meine Gattin mir
dabei behülflich gewesen wäre; sie stand, während ich arbeitete,
neben mir, immer bereit, die von mir ausgegrabenen Gegenstände
in ihren Shawl zu packen und fortzutragen." Pfundschwere
goldene Becher, grosse silberne Kannen, goldene Diademe, Arm-
bänder, Halsketten, aus Tausenden von Goldplättchen mühsam
 
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