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L2O Maum mit Polen. B. m° vsm J. 1^86-1492.
lebt hätten, sondern was viele hundert und tausend Jahre vorher geschehen wäre, und in
alten Büchern, vorzüglich aber in Gottes Wort/ verzeichnet stünde.
Nach vieler Arbeit begriffen sie endlich den Katechism, und wurden getauft. Um
der neuen Religion Dauer zu verschaffen / stiftete Witold hier emBisthum mit sechs Dom-
herrn-Stellen/ alle gut besoldet/ und baute hiezu die Stadt tN)edmkr - die allererste
Stadt in ganz Schamajten. Kleinere Pfarren aber stiftete er in , Lroll, k.vkjs-
ns, Wiclubli, Melona, Loltinjanp, Uusnici und andersw0/ mit schönen Kirchen und
fetten Renten. — Alles dieses meldete er hierauf durch eine aus edlen Schamajtern be-
stehende Gesandjchaft an die Kostnitzer Kirchenversammlung/ um höheren Ortes von al-
lem die Bestätigung zu erhalten. Dann machte er den Ajeyzgaft zum Statthalter von
ganz Schamasten / und gieng mit Jagjeln nach Littauen zurück.
A. 1414 Jagjel muste langer in Littauen bleiben/ als ihm lieb war: denn in Polen war y6
die Pest. Diese hatte im Herbste des vorigen Jahres angefangen; im Winter war sie
heftiger geworden; dann folgte im Jänner und Hornung eine ftlche Wärme, daß hin
und wieder Pflanzen und Bäume wie im Frühling ausschlugen. Die nächsten Ostern gieng
Jagjel nach Polen, und Witold wieder ins Feld.
98.
psßov und Novgorsd, die reichsten Städte von Nord - Rußland, hatten,
bey Gelegenheit ihres Handels nach dein angränzenden Livlande, dem Orden öffters Hülfe
gegen Littauen geleistet. Dies wollte Witold jetzo, da er Muffe hatte, rächen; und würk-
lich waren so blühende Städte immer einer Eroberung werkh. Unvermuthet rückte er al-
so gegen Heber an, und eroberte es ohne Mühe: dann belagerte er pskov selbst, lange
wehrten sich die Bürger: noch stunden ihre Mauren, aber der Muth entfiel ihnen: nach
langer Belagerung ergaben sie sich also mit ihrem ganzen lande an Witolden. Dieser leg-
te ihnen hierauf einen jährlichen Tribut an Geld, Pferden und Rauchwerk auf, und ließ 97
ihnen den Fürsten Georg Noffa mit einer guten Bejahung als Statthalter zurück. —-
Nun ohne auszuruhen gieng er mit dem ganzen Heere vor Novgorod. Die über Pskov
erfchrocknen Novgoroder thaten eben das, was die Pstover gethan, und hatten mit ih-
nen einerlei) Schickjale. Witold machte den Fürsten Simon Algimund von Holfcha zum
Statthalter der ganzen Provinz, und legte Besatzungen in die festen Städte: feine übri-
gen Truppen brachte er glücklich nach Hause, wo er aber einen weit schwerem Krieg
vorfand.
Michael Vogt der Neuen Mark, hatte die Ritter gegen den Mei¬
ster Heinrich Plauen aufgewiegelt. Man warf diesem vor, daß er dem von der Kostni-
Her Kirchenversammlung zur Beilegung der Gränzestreitigkeiten wegen Schamastens ab-
geschickten iegaten, Benedict lle zu leicht nachgegeben, und eingewilligt hätte,
daß die Schlaffer Memel und Welona bey Schamajten bleiben sollten. Plauen wurde
darüber gefangen genommen, lind Michael wurde Meister. Nun brach der vor allen
Dingen den vorigen Frieden, rückte plötzlich in Dobryn ein, und hieng alle Polen auf, die
ihm kn die Klauen sielen: zu gleicher Zeit ließ er auch die polnijchen und littauijchen Kauf-
?eute in Ragnit, Danzig und andern Handelsorren, plündern und rodrfchlagen. — Jag-
jel brach hierauf mit Polen und Mauern, wie auch mit Söldnern aus Schlesien und
Mähren, in Preußen ein, konnte aber nur einige schlechte Städte zwingen, und wüthete
daher meist.gegen das platte Land. Auf diesem Zuge wurden der Manische Marschall
 
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