§. 197. 198. VIH. Sigmund m. August. A. 1547. 257
auch verschiedene^ die das Geheimnis nicht wüsten, freier dagegen; und das Volk deute,
te alles zum schlimmsten aus. August befürchtete, feine Eltern möchten böse werden,
wenn sie das Geschehene bloS durch das Gerücht erführen. Er reiftte daher zu seinem Va-
ter nach Polen, und bat ihn einst ganz gelegenheitlich, er mochte doch in diejenige
Vermählung willigen, die sich stm Sohn selbst wünschte.
Der alte König ward hierüber äusserst aufgebracht: denn nun zweifelte er nicht
mehr, daß, was bisher von feinen Liebeshändeln gesprochen worden, wahr wäre. Er wü-
thete gegen seinen Sohn, er scholt ihn aus bey seiner Mutter, und diese stärkte noch den
väterlichen Zorn durch Weiberwuth. Auch die Grossen von Polen und Mauen verab-
scheuten diese ungleiche Heirath ihres künftigen Beherrschers; und muthwillige Leute grif-
fen solche frech durch gereirnte Pasquille an. Aber alle diese wüsten nicht, daß alles schon
geschehen wäre: alle meinten, der Prinz fey nur willens, es zu thun,. und würde, eben
feines Leichtsinns wegen, leicht davon abzubringen feyn. Unter den Grossen war Johann
Tarnovski fast der einzige, der diese Heirath billigte: aber nicht aus eigner Überzeu¬
gung, auch nicht aus Liebe für den Prinzen, sondern aus Groll gegen den König und die
Königin, die ihm die Statthalterschaft von Krakau abgeschlagen hatten.
407 August, betäubt durch diese Unfälle, hatte nicht Lust, das übrige zu bekennen.
Sein Vater behielt ihn also bey sich, und hoffte, diese unzeitige Liebe durch eine Menge
abwechslender Geschäfte bey ihm zu ersticken. Er nahm ihn aus den polnischen Reichs-
tag nach Petrikau mit; und schenkte ihm hier, mit Einwilligung der Stände, die könig-
lichen Einkünfte von Masovien uM Preussen. Aber weil hier den König eine Unpäßlich-
keit besel, und er im November krank von hier nach Krakau müsse: so ließ er seinen
Sohn mit ernsten Ermahnungen beladen nach Mauen ab. August, dem es so übel in
Polen ergangen, hoffte in Mauen besser Glück: aber auch hier murrten alle, und es ließ
sich sö gar zu einer öffentlichen Empörung an. So sehr hatte die Gemüthcr der Grossen,
der Schmerz über die Entweihung ihres königlichen Bluts, oder vielmehr der Neid ge-
gen das Radiwilsche Haus, aufgebracht, daß sie bereit schienen, dasjenige mit Waffen zu
erzwingen, was sie nicht mit Bitten erhalten konnten.
198.
Aber eben zu rechter Zeit für ihn lies die Nachricht von Sigmunds I. TodeA. 1548
eilt. Die Reise von Petrikau nach Krakau hatte ihn noch kränker gemacht: er starb am
Ostertage, über 82 Jahr alt, und schon in der Hälfte seines gasten Rsgierungsjahrs.
Seine Bildung war die Bildung eines Königes: seine Sprache war ernsthaft, und zu
rechter Zeit durch Huld gemäßiget; sein Gang langsam, und seine Stärke ausserordenc-
42Z lich, so daß er in seiner Jugend ohne Mühe Hufeisen zerbrach x). Er hatte mehr Ver-
stand wie alle seine Brüder, und dabey ein treues Gedächtnis. Frost und Durst und al-
les konnte er ertragen: so sehr war sein Körper durch Natur und Gewohnheit abgehärtet.
Noch ehe er zur Regierung kam, hatte er die angekragenen Kronen voU Ungern, Schwe-
den und Böhmen großmüthig ausgcschlagen. In seiner Regierung ließ er sich leicht spre¬
chen, hielt strenge Justiz, konnte sich im Zorne mäßigen, und in Glück und Unglück schi¬
cken. In seinen Bündnissen mit Ausländern war er ein zuverläßiger Mann. Kriege
führte
x) Ein ganzes Register von ?olonis, re), hat 11b. eit. x. zir, und
(uncer die bekanntlich auch K. August II. gehör- x. 442.
Schiöz. Nord. Gesch. -.Th. Kk
auch verschiedene^ die das Geheimnis nicht wüsten, freier dagegen; und das Volk deute,
te alles zum schlimmsten aus. August befürchtete, feine Eltern möchten böse werden,
wenn sie das Geschehene bloS durch das Gerücht erführen. Er reiftte daher zu seinem Va-
ter nach Polen, und bat ihn einst ganz gelegenheitlich, er mochte doch in diejenige
Vermählung willigen, die sich stm Sohn selbst wünschte.
Der alte König ward hierüber äusserst aufgebracht: denn nun zweifelte er nicht
mehr, daß, was bisher von feinen Liebeshändeln gesprochen worden, wahr wäre. Er wü-
thete gegen seinen Sohn, er scholt ihn aus bey seiner Mutter, und diese stärkte noch den
väterlichen Zorn durch Weiberwuth. Auch die Grossen von Polen und Mauen verab-
scheuten diese ungleiche Heirath ihres künftigen Beherrschers; und muthwillige Leute grif-
fen solche frech durch gereirnte Pasquille an. Aber alle diese wüsten nicht, daß alles schon
geschehen wäre: alle meinten, der Prinz fey nur willens, es zu thun,. und würde, eben
feines Leichtsinns wegen, leicht davon abzubringen feyn. Unter den Grossen war Johann
Tarnovski fast der einzige, der diese Heirath billigte: aber nicht aus eigner Überzeu¬
gung, auch nicht aus Liebe für den Prinzen, sondern aus Groll gegen den König und die
Königin, die ihm die Statthalterschaft von Krakau abgeschlagen hatten.
407 August, betäubt durch diese Unfälle, hatte nicht Lust, das übrige zu bekennen.
Sein Vater behielt ihn also bey sich, und hoffte, diese unzeitige Liebe durch eine Menge
abwechslender Geschäfte bey ihm zu ersticken. Er nahm ihn aus den polnischen Reichs-
tag nach Petrikau mit; und schenkte ihm hier, mit Einwilligung der Stände, die könig-
lichen Einkünfte von Masovien uM Preussen. Aber weil hier den König eine Unpäßlich-
keit besel, und er im November krank von hier nach Krakau müsse: so ließ er seinen
Sohn mit ernsten Ermahnungen beladen nach Mauen ab. August, dem es so übel in
Polen ergangen, hoffte in Mauen besser Glück: aber auch hier murrten alle, und es ließ
sich sö gar zu einer öffentlichen Empörung an. So sehr hatte die Gemüthcr der Grossen,
der Schmerz über die Entweihung ihres königlichen Bluts, oder vielmehr der Neid ge-
gen das Radiwilsche Haus, aufgebracht, daß sie bereit schienen, dasjenige mit Waffen zu
erzwingen, was sie nicht mit Bitten erhalten konnten.
198.
Aber eben zu rechter Zeit für ihn lies die Nachricht von Sigmunds I. TodeA. 1548
eilt. Die Reise von Petrikau nach Krakau hatte ihn noch kränker gemacht: er starb am
Ostertage, über 82 Jahr alt, und schon in der Hälfte seines gasten Rsgierungsjahrs.
Seine Bildung war die Bildung eines Königes: seine Sprache war ernsthaft, und zu
rechter Zeit durch Huld gemäßiget; sein Gang langsam, und seine Stärke ausserordenc-
42Z lich, so daß er in seiner Jugend ohne Mühe Hufeisen zerbrach x). Er hatte mehr Ver-
stand wie alle seine Brüder, und dabey ein treues Gedächtnis. Frost und Durst und al-
les konnte er ertragen: so sehr war sein Körper durch Natur und Gewohnheit abgehärtet.
Noch ehe er zur Regierung kam, hatte er die angekragenen Kronen voU Ungern, Schwe-
den und Böhmen großmüthig ausgcschlagen. In seiner Regierung ließ er sich leicht spre¬
chen, hielt strenge Justiz, konnte sich im Zorne mäßigen, und in Glück und Unglück schi¬
cken. In seinen Bündnissen mit Ausländern war er ein zuverläßiger Mann. Kriege
führte
x) Ein ganzes Register von ?olonis, re), hat 11b. eit. x. zir, und
(uncer die bekanntlich auch K. August II. gehör- x. 442.
Schiöz. Nord. Gesch. -.Th. Kk