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Julius Schlosser.

II. Die Kunstliistoriograpliie im übrigen Europa. —
Die Geschichtschreibimg des italienischen
Klassizismus.

Bevor wir die Weiterentwicklung der italienischen
Kunstliistoriograpliie im 18. Jahrhundert Ins zum Ende der
alten Zeit weiter verfolgen, wollen wir einen raschen Blick
auf die nunmehr in ganz Europa nach italienischem Vorbild
aufblühende nationale Kunstliteratur werfen; natürlich, un-
serem bereits entwickelten Vorhaben gemäß, nicht um sie im
einzelnen darzustellen — dazu reichen die Kräfte nicht aus
— sondern um den reichen Segen aufzuweisen, den der ur-
sprünglich aus den Bergen Toskanas hervorquellende Strom
auf die bis dahin brachliegenden Felder geleitet hat. Dieser
rasche Überblick hält sich daher durchaus in den Grenzer)
des gegebenen Themas, die eigentlich führende Literatur,
eben die italienische, bis zu ihren letzten Ausläufern zu über-
blicken.

Es liegt auf der Hand, daß niemand anderer als Va-
sari jenes Vorbild für das übrige Europa abgeben konnte,
der erste und in gewissem Sinn einzige Schriftsteller unseres
Gebiets, der wirklich gesamteuropäische Bedeutung gewonnen
hat und in mehr als einer Hinsicht der Ahnherr der neueren
Kunstgeschichtschreibung geworden ist. Sein Einfluß ist uns
schon vorher in dem ältesten Werk, das jenseits der Alpen
diese ganze Entwicklung einleitet, greifbar entgegengetreten,
in Karel van M a n d e r s Schilderbuch (.Materialien VI, 10),
seine Drucklegung fällt schon in den Beginn des 17. Jahr-
hunderts (1603). Es hat auch eine reiche Nachfolge gefun-
den in des Viaemen Cornelia de B i e's Gulden Cabinet, das
Antwerpen 1662 erschien, dann vor allem in der Grooten
Schouburgh eines Schülers des Theoretikers Samuel van
Hoogstraten, des Holländers Arnold Ho u b r a k e n (Amster-
dam 1718—1720), über den wir jetzt die sehr gründliche,
wenn auch etwas trockene Untersuchung von Hofstede de
Groot (1893) besitzen. Trotz namhafter Klatschsucht und
 
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