Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
I. Die Vorläufer Vasaris.
t. Das Buch des Antonio Billi.

Was Ghiberti begonnen hatte, fand zunächst im Quattrocento
keine eigentliche Nachfolge; über magere Elogien oder knappe
Charakteristiken ist man kaum hinausgekommen, so bedeutend ein-
zelne Ansätze zu universalgeschichtlicher Betrachtung, wie in Manettis
Biographie des Brunellesco, auch sein mögen. Das Zeitalter war eben
historisch nur mäßig angeregt; seine ganze Kraft widmete es der
Theorie, den Versuchen, die Grundlagen der bildenden Künste exakt
und spekulativ festzustellen. Zu gedankenvoller Rückschau fehlten
zumeist Ruhe und Stimmung.

Erst das Florentiner Cinquecento lenkt wieder auf den von
Ghiberti gebahnten Pfad ein. Das erste Werk dieser Art ist der sog.
Libro des Antonio Billi, so nach einem öfters wiederholten Zitat
bei dem ihn ausschreibenden Anonymus der Magliabecchiana genannt.
Über den Verfasser wissen wir so gut wie nichts. Es ist sogar zweifel-
haft, ob jener Antonio Billi der Autor und nicht eher bloß der Be-
sitzer des »Buches« gewesen ist; nachgewiesen ist er als Großkaufmann
aus einer angesehenen Florentiner Familie in der ersten Hälfte des
16. Jahrhunderts. Sehr zum Unterschied von Ghiberti ist der Ver-
fasser des »Buches« jedenfalls kein Künstler, sondern ein historisch
interessierter Laie gewesen; das eigene Kunsturteil ist gering und
unsicher, immerhin kennt er doch vieles, besonders in Florenz, aus
eigener Anschauung. Im ganzen ist das Buch das erste Beispiel jener
Schreibtischarbeiten von zünftigen und unzünftigen Literaten, die von
jetzt an immer häufiger werden, durchaus von Stubenluft erfüllt und
ohne rechten Zusammenhang selbst mit dem lebendigen Kunstschaffen
der nächsten Umgebung.

Es liegt auch keineswegs eine vollständig ausgearbeitete literari-
sche Leistung vor, sondern ein Konglomerat von Notizensammlungen,
deren einzelne Teile sich wohl unterscheiden lassen und deren Ent-
stehung zwischen den Jahren 1481 und 1530 einzuschließen ist. Der
Versuch Freys, verschiedene Hände in dem überkommenen Material
zu scheiden, ist durch die scharfsinnige Analyse Kallabs als unnötig
und aussichtslos dargetan worden; wohl aber lehrt die Betrachtung
 
Annotationen