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Gclli; Giovio.

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beginnt die Reihe dieser Kulturbringer. An Giotto hebt Gelli in einer
feinen Beobachtung die unübertreffliche Prägnanz des Ausdrucks
(dasjenige, was die Renaissance als r.[ÄTiVi-decorum so hoch einschätzte)
hervor, seine Figuren tun nur das, was sie sollen, etwas, worin Giotto
nur von Michelangelo erreicht wird; über die Giottostudien des
letzteren, namentlich an den Fresken von S. Croce, berichtet Gelli
aus eigener Erinnerung Einzelheiten, die bei anderen fehlen und die
durch Michelangelos Zeichnungen noch heute bestätigt werden.

Auf Giottos Leben folg'en die Biographien seiner Schüler und
Nachfolger: Giottino, Stefano, Andrea Tassi (Tafi), die Gaddi, Antonio
Venezia.no, Masolino, Orcagna, Buonamico, dessen Ubername hier fehlt,
Starnina, Lippo, Dello, dann die Künstler des Quattrocento: Ghiberti,
Brunellesco, Buggiani, Donatello, Nanni di Banco, Verrocchio. Im
Leben des Michelozzo bricht das Elaborat unvermittelt ab, weshalb
ist nicht festzustellen.

Gelli hat sich ausgiebig älterer Vorlagen bedient; abgesehen von
der Quelle K, hat er Ghibertis Manuskript, den libro di prosftetiva,
gekannt, das er selbst im Leben des Künstlers erwähnt. Daraus hat
er die seltsame Notiz über den Maler Piserino, mit dem der junge
Ghiberti nach Pesaro ging, was vielleicht ein weiteres Zeugnis für
seine nicht eben sehr gewissenhafte Quellenbenützung ist. Aber Gelli
hat eben andere, rein literarische Zwecke. Frey und auch Kailab
schätzen seinen Quellenwert sehr gering ein; darin mochte ich ihnen
doch nicht folgen, denn Gelli bringt manches fiorentinische Detail
von Wert. Freys Meinung, daß er Vasaris Viten in der ersten Aus-
gabe benützt habe, hat Kailab übrigens in einleuchtender Unter-
suchung als irrig nachgewiesen.

Auf einem höheren Standpunkt als Gelli steht von vornherein
die kunsthistorische Schriftstellerei des Paolo Giovio aus Como,
des Bischofs von Nocera und Günstlings Leos X., bekannt und be-
rühmt als Verfasser einer lateinischen Universalgeschichte (f 1552 in
Florenz). Mit ihm gelangen wir schon in die nächste Nähe Vasaris,
denn dieser stellt als unmittelbaren Anstoß zur Publikation seiner
Viten eine Abendunterhaltung beim Kardinal Farnese hin, bei der
Giovio einen Vortrag über die Maler von Cimabue an hielt.

Am Gestade des Corner Sees, nahe den Trümmern der Villa des
jüngeren Plinius, stand Giovios Landhaus, in dem sein berühmtes
Porträtmuseum, das erste in seiner Art, untergebracht war; er hat
dessen Beschreibung (Descnptto musaei) selbst 1546 veröffentlicht. Es
ist, beiläufig gesagt, wohl das erstemal, daß dieser im klassischen
Altertum in unserem Sinne nicht zu belegende Ausdruck (cf. Darem-
berg et Saglio, s. v. musaemn, p. 2072) in moderner Bedeutung auf-
taucht, und dadurch denkwürdig. Freilich ist die Benennung zunächst
 
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