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Bibliographie.

30I

Giovio, Michelangelo, Vincenzo Borghini, Silvano Razzi, Pietro Aretino, Annibale Caro,
Benedetto Varchi, G. B. Adriani, Claudio Tolomeo, Pollastra, Cosimo Bartoli, Leone Leoni
und noch viele andere. Dazu kommt ein Libro de'ricordi Vasaris selbst, Aufzeichnungen
für sein Vitenwerk u. a., also ein Schatz für die Biographie Vasaris, der noch der
Nutzbarmachung wartet und die mit größtem Fleiße gesammelten Regesten Kallabs in
ungeahnter Weise vermehren und berichtigen -wird. Leider knüpft sich an diesen schönen
Fund eine höchst unerquickliche Nachgeschichte, über die Steinmann, Zur Publikation
des Vasariarchivs (im »Cicerone« II, 286), freilich höchst vorsichtig und zurückhaltend, be-
richtet hat. Dem Entdecker Poggi wurde nämlich sein Fund in ziemlich brutaler und die
gerechte Empfindlichkeit der Italiener wenig schonender Weise entwunden; war dies auch
nur ein Sturm im Glase Wasser, so handelte es sich doch um eine jener Imponderabilien,
die in der schließlichen Stellungnahme Italiens in dem sich zusammenziehenden Weltgewitter
leider eine Rolle spielen sollten! Es gelang nämlich Karl Frey, sich mit der finanziellen
Unterstützung der deutschen Regierung von dem Besitzer das alleinige Veröffentlichungsrecht
zu sichern. Auch Frey, der das Material zu einem sehr kleinen Teil im ersten Bande seiner
Vasariausgabe bereits nützte, hat die Früchte seines Sieges nicht geerntet; erst nach seinem
Tode ist nunmehr der Carteggio, von Freys Sohne herausgegeben, erschienen in einem
umfangreichen, mit kritischem Apparat versehenen Bande unter dem Titel: Vasaris
literarischer Nachlaß, München 1923. Am Vorabend des Weltkrieges erschien noch ein
Teil des hierhergehörigen Materials, die für Vasari auch sehr wichtige Korrespondenz seines
Freundes Vincenzo Borghini, herausgegeben von Lorenzoni, Carteggio artistico inedito di
D. Vinc. Borghini, vol. I, Florenz, bei Seeber 1913.

Von sonstigen Quellen für Vasaris Hauptwerk, die uns dessen Entstehen verfolgen
lassen, ist noch zu erwähnen die lateinisch geschriebene Biographie des Lambert Lombard
(Lamberti Lombardi apud Eburones pictoris vita, Brügge, bei Hub. Goltzius 1565) von
Domenicus Lampsonius. Einen schmeichelhaften Brief des letzteren an seine Adresse hat
Vasari (Ed. Sansoni VII, 590 f.) selbst in der zweiten Auflage veröffentlicht; ein zweiter
wurde zuerst von Bicchierai, Alcuni documenti artistici, Per nozze, Florenz 1855» bekannt
gemacht. Das von Vasari unmittelbar angeregte Buch des Lampsonius über die nieder-
ländischen Künstler: Pictorum aliquot celebrium Germaniae inferioris effigies, una cum
doctissimis D. Lampsonii . . . elogiis, ist Antwerpen bei Hier. Cock 1572 erschienen. Der
wichtige Brief des Lambert Lombard selbst an Vasari, auch einige Notizen über ober-
und niederdeutsche Künstler (von 1565) ist zuerst gedruckt in Gayes Carteggio III, 173,
dann mit ausführlicher Einleitung (Lettre de L. Lombard ä Vasari) Lüttich 1874. Vgl. Becker,
Schriftquellen zur (jesch. der altniederländischen Kunst, Diss., Leipzig 1897, p. 65 f. und
Greve, De Bronnen van Carel van Mander, in Hofstede de Groots Quellenstudien zur holländ.
Kunstgesch. II, Haag 1903, p. 70 ff. Über Lombard jetzt die Abh. von Ad. Goldschmidt
im Jahrb. der Preuß. Kunstsammlungen 1919, bes. die Literaturangaben auf S. 208. Dazu:
Durand-Greville, Vasari et les Flamands, Chronique des arts 1908, 86; Mely, Les artistes
francais et flamands du moyen-äge-dans Vasari, ebenda 64.

Wie dann Vasari auch nach der zweiten Ausgabe seiner Viten Material zufloß, zeigt
in lehrreicher Weise der an ihn gerichtete Brief des Gabriello Bombaso aus Reggio über
einen Künstler seiner Vaterstadt, Prospero Spano (Clementi), von 1572, zuerst gedruckt in
Tiraboschis Notizie de' Pittori ecc. natii degli stati .. . di Modena, Modena 1786, 169 (mit
Kommentar), dann in den Lettere pittoriche ed. Ticozzi I, 545-

Die Darstellungen von Vasaris Leben sind heute entweder veraltet wie Cesare Guastis
Vasari, Florenz 1885, oder unzureichend wie Carden, The life of G. Vasari, London 1910.
Corr. Ricci, G. Vasari, in der N. Antologia 1911 (col. 154) ist eine kleine Gelegenheitsschrift.
Ein künftiger Biograph wird sich auf Kallabs fleißiges Regestenwerk sowie vor allem auf
das neue, im Vasari-Archiv lagernde Material stützen müssen. Nicht zugänglich ist mir eine
»Bibliographia Vasariana« von Sidney Churchill, ohne Druckort (Neapel) 1912 erschienen,
die auch ein Verzeichnis seiner Zeichnungen in Florenz und London enthält; Steinmann
 
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