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S. Ursula in Köln

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langsamen, weil Tiefatmungen eingeschaltet sind, und steigert damit
auch die Dynamik des ganzen Bewegungsraumes gegen den des Still-
stands im Querhaus, wo Brüstungswände auch hier den Hochchor mit
seinem Stufenbau von Laienhaus und Kreuzarmen abschließen.
In beiden Beispielen, Kloster Knechtsteden wie Kloster Herzogen-
rath, bezeugt sich unzweifelhaft das Bewußtsein von der Bedeutung
der Wandelbahn in der Raumkomposition des Ganzen. Während eben-
so klar die Chorpartie in diesen Mönchskirchen durch Schranken das
weitere Vordringen verbietet, ist der entgegenkommenden Bewegung
der Gläubigen ihr Recht eingeräumt, indem sich zweimal zwei Joche
wiederholen, also die Dipodie des Ganges auch in der Paarigkeit der
Periode zum Ausdruck kommt. Das wird auf einmal anders, wenn wir
uns nach Köln selbst wenden und seinen eigensten Umkreis nur so
weit hinzuziehen, als er durch gleichen Grundsatz der Komposition
seine Abhängigkeit erweist: es zeigt sich ausgesprochene Verkür-
zung- des Langhauses und Bevorzugung- der Chorpartie, die
bald durch Konzentrationsmotive zur alleinherrschenden
Dominante gesteigert wird.
Schon in S. Ursula bemerken wir in der 1. Hälfte des XII. Jahrhun-
derts an der noch flachgedeckten Basilika, deren Vierung von den Kreuz-
armen ursprünglich durch eine Zwischenstütze mit Doppelarkaden ge-
trennt war, ein Langhaus mit Emporen über den Seitenschiffen, aber
nur aus drei Strophen bestehend, da die erste westliche Rundbogen-
arkade durch einen offenen Einbau abgetrennt wird.1) Über dem nied-
rigen Pfeilergeschoß zeigt die Empore eine lebhaft abgestufte rhyth-
mische Gruppe: unter dem Umfassungsbogen von gleicher Weite der
untern öffnet sich eine Reihe von drei kleineren, deren mittlerer auf
seinen gedrungenen Säulen doch etwas weiter ist und höher hinaus-
steigt als seine Begleiter, d. h. die Führung übernimmt, und ihm ent-
spricht oben im Lichtgaden die gestreckte Öffnung des Fensters. Und
nun ist dieser Zutritt der stärksten Helligkeit noch oben unter der flachen
Holzdecke durch einen Bogenfries so eingerahmt, daß dem Rundbogen
in der Mitte, der dem Fenster sich anschließt, zwei Trabanten gesellt
sind, die gleich breite Wandflächen daneben aussondern, und zu solcher
dreiteiligen Gruppe vollends abgeschlossen werden durch lisenenartige
Pilaster, die bis auf die Arkadenpfeiler unten hinabsteigen oder viel-
mehr von dort her durch die beiden Geschosse hinaufreichen, so daß
sich der ganze Aufbau in drei solche Kompartimente zerlegt, die dann
sogar über dem jetzt offenen, der Blendarkade der Empore gleich
1) Taf.XVII, i.nach KB. d.A.Taf. 46,3.63,2. Köln und seine Bauten 1888.p.45u.78.
 
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