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Vorwort.

Wer von diesen Blättern die übliche „Chronik“ mit den im Ablauf der Zeiten
sich folgenden Thronbesteigungen und Kriegen, Kaiserbeſuchen, Seuchen, Wohl-
tätigkeitsstiftungen und Steuererhöhungen erwartet, wird nicht auf ſeine Rechnung
kommen. Es ſoll hiermit nichts weiter geboten werden, als ein ehrlich gemeintes
Heimatbuch, das auf möglichſt viele Fragen über die Geschichte meiner
Vatersſtaot Auskunft geben kann. Ich bin mir voll bewußt, daß im Leben der
Völker und Staaten nur Einsicht und Tatkraft Einzelner, gestützt auf eine breite,
geiſtig hochſtehende und von vaterländiſcher Gesinnung und ſittlicher Kraft
erfüllte Volksſchicht, politisſchen Aufschwung und kulturelle Höchſstleiſtung erzielen
kann; troßdem ist im nachfolgenden der meiſt wenig beachtete Gegenstand
der alten Regierungsformen, das werktät ige Volk in den Vordergrund ge-
stelle Das entspricht wohl auch dem wahren Begriff der Heimat, die nicht
bloß aus Landschaft und Bauten, sondern vor allem aus den Menſchen besteht,
den Menſchen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit ihren Plänen
und Hoffnungen, ihren Schöpfungen und Erfolgen. So nimmt den Hauptraum
ein die Darstellung des Handels und des Handwerks, auf denen das bürgerliche
Leben Altpassaus aufgebaut war, der Gemeindeverwaltung und verſchiedener,
heute sozial genannter Bestrebungen. Zurückgeſchoben sind die Ereignisse der
„äußeren“ Geſchichte, auf welche ja der „Untertan“ keinerlei gestaltenden Einfluß
besaß. Auch die „Kunstgeschichte“ iſt nur soweit berührt, als sie mit dem alten
Handwerkt zusammenhängt; über ihren Gang mag.. , man. sich in bereits vor-
handenen guten Werken unterrichten. Dagegen sind,. wie es sich bei einem so
alten Bischofssitz von selbst versteht, die kirchlichen "Verhältnisse wieder eingehender
geschildert. Entsprechend dem Zweck des Buches .iſt die Geschichte der Stadt
hineingestellt in den Rahmen des bairischen Volkstums, das besonders in
seinen Anfängen ausführlicher behandelt wurde, und die Hauptlinien der Politik
des Fürstentums Paſsſau wie seiner Nachbarn sind stärker betont. Dabei ſchien
mir eine andere Einteilung des Stoffes als in die üblichen Geſschichtsperioden
zweckmäßig, denn diese äußern sich im Leben einer Stadt keineswegs in so
scharfen Abſchnitten, wie die Lehre sie annimmt ; doch ist der Faden der Ent-
wicklung nach den Jahrhunderten im Ganzen festgehalleen. Dem Buch
sind Studien in den Archiven und an den Denkmälern zu Grunde gelegt, welche
über 30 Jahre zurückgehen; auch wurden meine Arbeiten für das qhiſtoriſche
Hausbuch“ der Stadt verwertet, ebenso sind persönliche Erinnerungen meiner
jetzt 90Oſährigen Mutter und meines Großvaters sowie anderer alter Passauer darin
verflochten. So mag nicht nur den wißbegierigen bürgerlichen Leſern, ſondern
auch dem einheimischen Forscher allerhand Neues geboten werden; freilich wird
manch eifrig gehegte Legende zerſtösrt werden, aber wenn die Geſchichte die

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