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Die Stadtanlage.

Vielfach begegnet man der Meinung, die Anlage von Alt-Passau sei auf die
militärischen Anlagen der Römerzeit zurückzuführen. Das iſt nur insoferne
richtig, als der ehemalige Kaſstellbezirk auch in späterer Zeit im Stadtplan eine
besondere Bedeutung genießt.") Veben demselben hat aber der Handel schon
in sſpätrömiſcher Zeit seine wichtige Rolle gespielt und ist unter den Stürmen
der Völkerwanderung nur vorübergehend brach gelegen. Bald lebte der „Markt“
wieder auf und zwar an der gleichen Stelle wie früher: im Schutze der noch
ſtehenden Mauern des spätrömiſchen Burgus, mitten im Herzen der Stadt!
(Bild 24). Es iſt dies der Platz, der später „unter den Krämern“ hieß
(Residenzplatz); damit ist ausgedrückt, daß hier nicht nur offener Markt abgehalten
wurde, sondern daß ringsum Kaufleute, die einen Fernhandel betrieben, ihre
Häuser und Warenlager hatten; denn das Einzugsgebiet des Paſſauer Handels
im 8 —9. Jahrhundert war bereits ziemlich groß. Die Zu- und Abfuhr geschahen
hauptsächlich zu Wasser. Der Wasserwege waren es mehrere: Donau auf-
wärts (in alter Förgensprache: hintan!) bis zum nächsten wichtigen Handelsort,
dem rasch aufblühenden Regensburg, das hauptsächlich Waren aus dem Westen
vermittelte. Dann d onaua bw ärts, soweit die germaniſch-bairiſche Siedelung
reichte, bis an die Enns. Hier ging vom Donauufer der Handel nordwärts
durch das Mühlviertel zu den Tschechoſlaven und Russen, außerdem ſüdöſtlich
zu den in Niederöstreich und Steiermark sitzenden Wendenslaven. Drittens
den Inn herab (herzu!), auf dem die gesuchten Waren des Südens, vor allem
Gewürz und der welsche Wein kamen. Das wichtigste Handelsgut war hier schon
seit ältester Zeit das Salz.

Die Lage der Landeplätze iſt durch das Gelände bestimmt. Am Donauufer
gestattet erſt die flachere Böschung der Schrotgasse ein leichteres Hinaufschaffen
der schweren Handelsgüter; überdies mündete diese Gasse unmittelbar auf
den Marktplatz! Noch heute zählen die Häuser Nr. 1- 4 (nicht zur Schuſtergasse
sondern) zum (Residenz-) Platz; der ganze Häuſerblock ist zweifellos erst nach
1143 auf den Marktplatz vorgeſchoben. So war als Donaulände der Platz
gegeben, wo auch die anwohnenden Fiſcher das Ergebnis ihres Fanges feithiettett
der „Fischmarkt“ (Rathausplag).

Als Innlände ſcheint in frühester, vielleicht noch römischer Zeit die Ufer-
ſtrecke benützt worden zu sein, wo zwischen Gablergasse und Innstein eine noch
auf dem Stich von 1576 (Bild 20) erkennbare seichte Bucht sich befand. Mit Ver-
legung der Flußſtrömung mußte man die Lände in das ſtille Gewässer unter-

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