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Berechtigung, der eigentlichen Untersuchung eine kurze Entwickelung der Gesichts-
punkte derselben vorauszuschicken ^.
Die Gesichtspunkte siir eine metrische Betrachtung sind herznleiten ans den:
Wesen des poetischen Rhythmus. Der Rhythmus in der Poesie beruht im wesent-
licher: auf Zeiteinteilung und Akzentuierung '?, hervorgebracht durch das poetische
Rhythmizomenon. Die Wirkung des Rhythmus nun, welche eine philologisch-
ästhetische Untersuchung inr Gegensatz zu einer rein psychologischer: in erster Linie ins
Auge zu fassen hat, stellt das aus rhythmischen Eindrücken resultierende subjektive
Erlebnis dar. Sie steht daher in engster Beziehung zur Natur des poetischen
Rhythmizomenons. Dieses ist nun in der Poesie gegenüber den beiden anderen
rhythmischen Künsten, der Mnsik und dem Tanz, am reichsten. Die Znrück-
führung ans seine Elemente würde etwa folgendes Bild ergeben:
a) Sprachklänge und -geräufche
b) Sprachmelodie I-
(dazu für den Verse Sprechender::) sprachliches Element
e) Sprachbewegnng samt der damit ver- (losgelöst vom Woitsinn)
bundenen rhythmischen Muskelempfindung
II.
logisches Element (Wortsinn)
Die Eigentümlichkeit des poetischen Rhythmus im Vergleich zu dem der
beiden Schwesterkünste der Poesie liegt nun darin, daß hier das logische Element
zugleich mit dem sprachlichen in die Rhythmisierung eingeht. Dieser Zweigliedrigkeit
des Rhythmizomenons entsprechen zwei Gruppen von Wirkungen, die in der
Totalwirkung, die das Rhythmische in der Poesie auf uns ausübt, enthalten sind.
Die eine Gruppe entsteht durch die nach Zeit und Stärke geordnete Anfeinander-
folge der Sprachklänge ganz ohne Beziehung auf den ihueu zu Grunde liegenden
Sinn ^, die andere dadurch, daß sich nun die logische Gliederung, die sich im
syntaktischen Gefüge spiegelt, cinfügen muß in die rhythmische. Die auf der Art
und Weise dieser Einfügung beruhenden Wirkungen, die ein Gedicht hervorbringt,
zerlegen sich im allgemeinen in solche, die auf einem Parallelismus und solche,
die auf einem Antagonismus der rhythmischen und syntaktischen Glieder beruhen.
io Grundlegende Werke zur Gewinnung metrischer Gesichtspunkte: Meumann, Unter-
suchungen zur Psychologie und Ästhetik des Rhythmus. Bei Wundt, Philosophische Studien X.
2. Heft. 1894. — Wundt, Grundzüge der physiologischen Psychologie. 4. Ausl. 1893. Leipzig.
2 Vde. — Sievers, Rhythmik und Melodik des nhd. Sprechverses. Verh. d. 42. Philol.-Vers.
zu Wien 1893. Leipzig 1894. — Derselbe, Grundzüge der Phonetik. 4. Aust. Leipzig 1893.
— Derselbe, Metrische Studien I. Leipzig 1901. — Bücher, Arbeit und Rhythmus. 2. Ausl.
Leipzig 1899. — Vgl. auch Anni. 21.
> 7 Sievers gibt in seiner Hebräischen Metrik (Metrische Studien I), x. 30 eine vollständige
Analyse aller den Rhythmus substituierenden Faktoren.
^ Es sind dies also unmittelbare sinnliche Gefühlswirkungen, die wesentliche Bestandteile
der rhythmischen Gesamtwirkung bilden. Vgl. Meumann a. a. O. p. 266.
Berechtigung, der eigentlichen Untersuchung eine kurze Entwickelung der Gesichts-
punkte derselben vorauszuschicken ^.
Die Gesichtspunkte siir eine metrische Betrachtung sind herznleiten ans den:
Wesen des poetischen Rhythmus. Der Rhythmus in der Poesie beruht im wesent-
licher: auf Zeiteinteilung und Akzentuierung '?, hervorgebracht durch das poetische
Rhythmizomenon. Die Wirkung des Rhythmus nun, welche eine philologisch-
ästhetische Untersuchung inr Gegensatz zu einer rein psychologischer: in erster Linie ins
Auge zu fassen hat, stellt das aus rhythmischen Eindrücken resultierende subjektive
Erlebnis dar. Sie steht daher in engster Beziehung zur Natur des poetischen
Rhythmizomenons. Dieses ist nun in der Poesie gegenüber den beiden anderen
rhythmischen Künsten, der Mnsik und dem Tanz, am reichsten. Die Znrück-
führung ans seine Elemente würde etwa folgendes Bild ergeben:
a) Sprachklänge und -geräufche
b) Sprachmelodie I-
(dazu für den Verse Sprechender::) sprachliches Element
e) Sprachbewegnng samt der damit ver- (losgelöst vom Woitsinn)
bundenen rhythmischen Muskelempfindung
II.
logisches Element (Wortsinn)
Die Eigentümlichkeit des poetischen Rhythmus im Vergleich zu dem der
beiden Schwesterkünste der Poesie liegt nun darin, daß hier das logische Element
zugleich mit dem sprachlichen in die Rhythmisierung eingeht. Dieser Zweigliedrigkeit
des Rhythmizomenons entsprechen zwei Gruppen von Wirkungen, die in der
Totalwirkung, die das Rhythmische in der Poesie auf uns ausübt, enthalten sind.
Die eine Gruppe entsteht durch die nach Zeit und Stärke geordnete Anfeinander-
folge der Sprachklänge ganz ohne Beziehung auf den ihueu zu Grunde liegenden
Sinn ^, die andere dadurch, daß sich nun die logische Gliederung, die sich im
syntaktischen Gefüge spiegelt, cinfügen muß in die rhythmische. Die auf der Art
und Weise dieser Einfügung beruhenden Wirkungen, die ein Gedicht hervorbringt,
zerlegen sich im allgemeinen in solche, die auf einem Parallelismus und solche,
die auf einem Antagonismus der rhythmischen und syntaktischen Glieder beruhen.
io Grundlegende Werke zur Gewinnung metrischer Gesichtspunkte: Meumann, Unter-
suchungen zur Psychologie und Ästhetik des Rhythmus. Bei Wundt, Philosophische Studien X.
2. Heft. 1894. — Wundt, Grundzüge der physiologischen Psychologie. 4. Ausl. 1893. Leipzig.
2 Vde. — Sievers, Rhythmik und Melodik des nhd. Sprechverses. Verh. d. 42. Philol.-Vers.
zu Wien 1893. Leipzig 1894. — Derselbe, Grundzüge der Phonetik. 4. Aust. Leipzig 1893.
— Derselbe, Metrische Studien I. Leipzig 1901. — Bücher, Arbeit und Rhythmus. 2. Ausl.
Leipzig 1899. — Vgl. auch Anni. 21.
> 7 Sievers gibt in seiner Hebräischen Metrik (Metrische Studien I), x. 30 eine vollständige
Analyse aller den Rhythmus substituierenden Faktoren.
^ Es sind dies also unmittelbare sinnliche Gefühlswirkungen, die wesentliche Bestandteile
der rhythmischen Gesamtwirkung bilden. Vgl. Meumann a. a. O. p. 266.