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beweist doch, wie klar er sich über die Pausenverhältnisse im nhd. Verse war,
er empfand sicher auch diese Verse jambisch, nämlich mit Eingangspause:
i!x--!^x!x^!i
Waren sie stets be - reit.
So auch: 318 Vers 99:
Flächse-ne Helden-ge - dich - te.
Wie viel nun in den ersten Jahren an solchen Fällen noch auf Rechnung
der dichterischen Unsicherheit zu setzen ist, wann hier Uhland beginnt, mit
künstlerischer Kritik zu arbeiten, ist exakt schwer festzustellen, da erst klar sein
müßte, wie der Dichter solche Verse gelesen hat nnd da auch, soweit wir sehen,
die Lesarten in diesem Punkte wenig Anhalt geben, aber allgemein kann
gesagt werden, daß bereits 1805 schwebende Betonungen am Verseingang mit
künstlerischer Kritik gebraucht werden. Stropheneingänge wie
Anbetend knie ich hier
oder auch schon:
Das ist der Tag des Herrn
können das beweisen. Und wenn der oben erwähnte Vers „Drossel und
Nachtigall" nicht mit Absicht, sondern als Notbehelf dastünde, weshalb hätte der
Dichter nicht einfach gesetzt: „Die Drossel und Nachtigall?"
Das führt bereits auf den Fortschritt, der trotz der ungefähr gleichbleibenden
Anzahl schwerer Austakte in der Anwendung derselben bei Uhland zu bemerken
ist. Dieselben rücken in den späteren Jahren immer mehr ein in charakteristische
Stellen der Strophe, besonders in den Anfangs- oder Schlußvers derselben, dann
in stark emphatische Stellen und endlich in Reihen, die wir als eingipselige
bezeichnen wollens bei denen sich eine Haupthebung über das Niveau der
75 Zur Nomenklatur nhd. Verse: Nach der Akzentabstufung unterscheidet man gegen-
wärtig monopodische und dipodische Verse. Diese Bezeichnung hat nur Sinn bei viertaktigen
Versen. Die nhd. Metrik hat aber auch mit füns- und sechstaktigen Versen zu rechnen. Hier
finden sich ganz dieselben Abstufungsverhältnisse wie in Viertaktern, nur eben erfordern sie
eine andere Bezeichnung. Für alle Fälle würde die Benennung eingipfelig, zweigipfelig,
dreigipselig passen, die sich auf die Zahl der im Verse vorhandenen Haupthebungen gründen
würde. Eingipfelige Verse würden sein:
x!xx>^x!xx>^
oder: x ! ^ X !X X ! ^ X ! ^ X !^
Absolute Gleichheit der Akzente wird kaum jemals vorhanden sein, eventuell wäre auch
der Ausdruck: gipfelloser Vers brauchbar.
Zweigipfelige Verse:
x!xxIxx!xx!x
oder: x!xx!xx!xx!^x!xx usw.
beweist doch, wie klar er sich über die Pausenverhältnisse im nhd. Verse war,
er empfand sicher auch diese Verse jambisch, nämlich mit Eingangspause:
i!x--!^x!x^!i
Waren sie stets be - reit.
So auch: 318 Vers 99:
Flächse-ne Helden-ge - dich - te.
Wie viel nun in den ersten Jahren an solchen Fällen noch auf Rechnung
der dichterischen Unsicherheit zu setzen ist, wann hier Uhland beginnt, mit
künstlerischer Kritik zu arbeiten, ist exakt schwer festzustellen, da erst klar sein
müßte, wie der Dichter solche Verse gelesen hat nnd da auch, soweit wir sehen,
die Lesarten in diesem Punkte wenig Anhalt geben, aber allgemein kann
gesagt werden, daß bereits 1805 schwebende Betonungen am Verseingang mit
künstlerischer Kritik gebraucht werden. Stropheneingänge wie
Anbetend knie ich hier
oder auch schon:
Das ist der Tag des Herrn
können das beweisen. Und wenn der oben erwähnte Vers „Drossel und
Nachtigall" nicht mit Absicht, sondern als Notbehelf dastünde, weshalb hätte der
Dichter nicht einfach gesetzt: „Die Drossel und Nachtigall?"
Das führt bereits auf den Fortschritt, der trotz der ungefähr gleichbleibenden
Anzahl schwerer Austakte in der Anwendung derselben bei Uhland zu bemerken
ist. Dieselben rücken in den späteren Jahren immer mehr ein in charakteristische
Stellen der Strophe, besonders in den Anfangs- oder Schlußvers derselben, dann
in stark emphatische Stellen und endlich in Reihen, die wir als eingipselige
bezeichnen wollens bei denen sich eine Haupthebung über das Niveau der
75 Zur Nomenklatur nhd. Verse: Nach der Akzentabstufung unterscheidet man gegen-
wärtig monopodische und dipodische Verse. Diese Bezeichnung hat nur Sinn bei viertaktigen
Versen. Die nhd. Metrik hat aber auch mit füns- und sechstaktigen Versen zu rechnen. Hier
finden sich ganz dieselben Abstufungsverhältnisse wie in Viertaktern, nur eben erfordern sie
eine andere Bezeichnung. Für alle Fälle würde die Benennung eingipfelig, zweigipfelig,
dreigipselig passen, die sich auf die Zahl der im Verse vorhandenen Haupthebungen gründen
würde. Eingipfelige Verse würden sein:
x!xx>^x!xx>^
oder: x ! ^ X !X X ! ^ X ! ^ X !^
Absolute Gleichheit der Akzente wird kaum jemals vorhanden sein, eventuell wäre auch
der Ausdruck: gipfelloser Vers brauchbar.
Zweigipfelige Verse:
x!xxIxx!xx!x
oder: x!xx!xx!xx!^x!xx usw.