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Schmidt, Alfred Max
Zur Entwickelung des rhythmischen Gefühls bei Uhland: (Einleitung und Th. 2) — Altenburg S.-A.: Unger, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.71757#0047
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— 47 —

Endlich weisen wir noch auf „Eberhard der Rauschebart", I. Romanze;
„Der Überfall im Wildbad" (279) 1815 hin. Diefes Gedicht ist so gegliedert,
daß 6 Strophen die einleitende Schilderung bilden; 5 Strophen berichten sodann
von der Gefahr, wieder 6 Strophen von der Rettung. Am Anfang der beiden
letzten Teile und innerhalb derselben wieder bei den einzelnen inhaltlichen Ein-
schnitten findet sich nun ganz regelmäßig der Stropheneinsatz mit dem die Auf-
merksamkeit anregeuden „Da": Da kommt (25), Da kommt (33), Da spricht (45),
Da denkt (57).
Am Schlüsse der Untersuchung sollte der Frage näher getreten werden:
„Bis zu welchem Grade werden die metrischen Kunstmittel von Uhland bewußt
augewandt?" Es können hier nur einige Hinweise allgenreiner Art gegeben
werden. Für eine endgültige Beantwortung der Frage bedürfte es einer Unter-
suchung für sich allein, und für jeden einzelnen Fall eine sichere Antwort zu
geben, wird überhaupt kaum jemals möglich sein. Als Hilfsmittel für die
Beantwortung können bei Uhland dienen ^ :

t. Uhlands Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage.
2. Wilhelm Ludwig Holland: Zu Ludwig Uhlands Gedächtnis,
Leipzig 1886, enthaltend Mitteilungen von Bemerkungen Uhlands
aus dem Stilistikum.
3. Briefe Uhlands, besonders an Justinus Kerner.
4. Äußerungen in seinen Dichtungen über Prinzipien der Dichtkunst,
z. B. 2, 315; 2, 322; 110 Entschuldigung.
5. Uhlands Volksliedersammlung, sofern eine Vergleichung der Uhlandischen
Fassung mit der seiner Vorlagen vorgenommen werden kann.
6. Die Hauptquelle für die feineren Seiten der rhythmischen Kunst sind
die Lesarten zu Uhlands Gedichten.
Was die Auffassungsart rhythmischer Formen betrifft, so geht aus der
Analyse der Nibelungenstrophe, wie sie Uhland: Schriften I, 357 ff. gibt, sowie
noch deutlicher aus der Gleichstellung der Langzeilen derselben mit dem
Alexandriner, S. 385, als dessen Abkömmlung S. 386 der Nibelungenvers auf-
gefaßt wird, hervor, daß auch Uhland in der Theorie diese Verse anders auffaßte
als sie seinem Ohr klangen. Obwohl er sich nun hier, wie an verschiedenen
anderen Stellen seiner literargeschichtlichen Vorlesungen, wo er poetische Formen
bespricht, an das metrische Schema und nicht an den reinen Klang der Verse
hält, so tritt doch da, wo er von der Wirkung poetischer Formen spricht, stets

so Uhlands Schriften zur Geschichte der Dichtung und Sage. Hrsg, von W. L. Holland,
A. v. Keller, F. Pfeiffer. 8 Bde. Stuttgart 1865. — Alte hoch- und niederdeutsche Volks-
lieder mit Abhandlung und Anmerkungen. Hrsg, von Ludwig Uhland. Stuttgart 1844/45.
2 Bde.
 
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