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Schmidt, Richard
Fakire und Fakirtum im alten und modernen Indien: Yoga-Lehre und Yoga-Praxis nach den indischen Originalquellen — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.2370#0006
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— IV —

von ihm erworben, sind diese von einem Yogin angefertigten
Aquarelle, die hier in getreuem Steindruck vorliegen, für das
Verständnis des Textes von großer Wichtigkeit; ihre Seltenheit
aber ist nur dazu angetan, ihren Wert noch zu erhöhen.
Außerdem verdanke ich Herrn Prof. Garbe auch noch die Be-
nutzung von Walters grundlegender Arbeit über den Hathay-
oga, indem er mir sein Exemplar dieses gänzlich vergriffenen
Buches für längere Zeit zur Verfügung gestellt hat.

Meine Hauptarbeit und, wenn man will, mein Verdienst
besteht in der Übersetzung der Gherandasamhitä in allen ihren
wichtigen Stücken. Nachdem der eben genannte Walter die
HathayogafraM-pikä in seiner Dissertation übertragen hatte,
schien es mir förderlich zu sein, dem des Sanskrit unkundigen
Leser auch einen neuen Text zu bieten, der gewiß geeignet ist,
unsere Kenntnis vom Wesen des Yoga zu vertiefen. Ich denke
sicherlich sehr nüchtern über all jene Fakirkünste, die imstande
sein sollen, dem Adepten übernatürliche Kräfte zu verleihen,
und ich sehe in den allermeisten Yogins Tagediebe und Schwind-
ler; aber ich verkenne auch durchaus nicht, daß die Yoga-Lehre
und Yoga-Praxis die Aufmerksamkeit auch noch anderer For-
scher als bloß der Sanskritisten verdient. In so bizarrer Form
auch immer jene Weisheit geboten wird, und mit wie lächerlicher
Prätension ihre Bekenner sich gehaben mögen: es steckt doch
ein Kern darin, um dessentwillen der Erforscher der Geschichte
des Menschlichen und Allzumenschlichen willig die harte Nuß
der Verschrobenheit knacken wird. Für die Geschichte der
Hypnose z. B., der Autosuggestion und ähnlicher moderner
Praktiken ist die Kenntnis des Yoga unentbehrlich; und wer
erkennt nicht in so manchen Satzungen der Yogins solche, die
unseren Hygienikern wieder geläufig sind? So vermag selbst
eine so abstruse Lehre wie die des Yoga die interessantesten
Streiflichter auf unsere Zeit zu werfen; ein Nutzen, den ich ganz
besonders betonen möchte. Wollen moderne Schwarmgeister
ihre Blöße mit altindischen Lumpen decken, so mag ihnen dies
Vergnügen gegönnt sein. Sie beweisen aber damit, daß die
indische Gans doch noch klüger ist als sie, die es bekanntlich
versteht, aus einem Gemisch von Milch und Wasser die Milch
herauszufinden!
 
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