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Schmidt, Richard
Fakire und Fakirtum im alten und modernen Indien: Yoga-Lehre und Yoga-Praxis nach den indischen Originalquellen — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.2370#0040
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— 26 —

auf die Gründung einer Familie bedacht ist, um sich im dritten
Lebensabschnitt als vanaprastha mit seiner Frau zusammen oder
ohne sie in den Wald zurückzuziehen, wo er nur von den von
selbst gewachsenen Früchten der Erde lebt und durchaus auf
alles verzichtet, was das Produkt der Menschenhand ist. Das
vierte und letzte Stadium endlich ist das des Bettlers: Verzicht-
leistung; auf alle weltlichen Freuden ist seine Signatur.

Aber nicht nur weltmüde Fromme befassen sich mit den
Übungen der Askese: auch Kriegshelden wie Räma und Arjuna
sind damit vertraut, und selbst die himmlischen Götter ver-
schmähen es nicht, sich zu kasteien, wenn es gilt, einen Wunsch
zu erreichen, dessen Erfüllung anders nicht glücken will. Wem
fällt da nicht die büßende „Tochter des Bergesfürsten" ein,
Pärvaü, die mit ihrer Askese die Neigung Sivas zu gewinnen
trachtet? Sie sitzt inmitten von vier Feuern, trotzdem es Sommer
ist, und blickt unverwandt in die Sonne — anderer Kraftproben
nicht zu gedenken! „According to Hindu theory," sagt Monier
Williams, Indian Epic Poetry p. 4, „the Performance of
penances was like making deposits in the bank of heaven. By
degrees an enormous credit was accumulated which enabled the
depositor to draw to the amount of his savings, without fear
of his drafts being refused payment. The power gained in this
way by weak mortals was so enormous, that gods as well as
men were equally at the mercy of these all but omnipotent
ascetics, and it is remarkable that even the gods are described
as engaging in penances and austerities, in order, it may be pre-
sumed, not to be outdone by human beings. Siva was so engaged
when the god of love shot an arrow at him."

Dem Kenner der indischen Literatur wohlbekannt sind die
Legenden und Geschichten, die von Göttern und Halbgöttern,
Helden und gewöhnlichen Sterblichen erzählt werden, um die
märchenhafte Kraft der Askese zu veranschaulichen. Sie ist ein
sehr beliebtes und natürlich mit Erfolg gekröntes Mittel gegen
Kinderlosigkeit (Mahäbhärata, Ädiparvan CCXVII); besonders
aber dient sie zur Erlangung von übernatürlicher Kraft. In dem-
selben Epos wird von zwei Daitya-Brüdem erzählt, die eine
Reihe schwerer Kasteiungen auf sich nehmen, mit der aus-
gesprochenen Absicht, die drei Welten zu erobern. Sie kleideten
 
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