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Schmidt, Richard
Fakire und Fakirtum im alten und modernen Indien: Yoga-Lehre und Yoga-Praxis nach den indischen Originalquellen — Berlin, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.2370#0059
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— 42 —

wo viele gewöhnliche Palmbäume standen, verehrte dieselben mit
wohlriechenden Substanzen und Blumen, legte mit Perlen und
Rubinen verzierte goldene Ketten um ihre Stämme und betete,
daß sie sich in Sritäla-Bäume verwandeln möchten1). Am fol-
genden Morgen meldeten die Gärtner, daß des Königs Wunsch
erfüllt sei. Die Überbringer der frohen Nachricht wurden
reich belohnt und die Schreiber arbeiteten munter weiter".

3. Kapitel.

Die Wundertaten der Yogins.

Wenn die mystische Vereinigung mit der Weltseele erfolgt
ist, sagt H. H. Wilson (Sketch of the Religious Sects of the
Hindus, p. 131), ist der Yogin an seinem lebendigen Leibe von
der Fessel materieller Belästigung befreit und erlangt völlige
Herrschaft über alle weltliche Substanz. Er kann sich leichter
machen als die leichtesten Substanzen, schwerer als die schwer-
sten ; er kann so ungeheuer groß und so klein werden, wie es ihm
gefällt; er kann jeden Raum durchmessen, jeden toten Körper
dadurch beleben, daß er seinen Geist aus seinem eigenen Gehäuse
auf ihn überträgt; er kann sich unsichtbar machen, alle Gegen-
stände erlangen, in gleicher Weise mit der Vergangenheit, Gegen-
wart und Zukunft bekannt werden, und wird schließlich mit Siva
vereint, d. h., ist davon erlöst, auf Erden wiedergeboren zu
werden. Die übermenschlichen Fähigkeiten werden in verschie-
denen Graden erworben, je nach der größeren oder geringeren Voll-
endung, mit der die einleitenden Prozesse ausgeführt worden sind.
— SvamiVivekananda sagt dasselbe kürzer mit den Worten
(Räja-yoga, p. 11): „The Yogi proposes to himself no less a task
than to master the whole universe, to control the whole of nature.'

Neben denjenigen Heiligen und Propheten, die Visionen
haben, in „trance" und Katalepsie verfallen und an Hysterie

x) Bühler sagt in der Anmerkung 104, daß mit den gewöhnlichen Palm-
bäumen die im westlichen Indien häufige Phoenix silvestris gemeint sein werde;
mit den äritälas die in Gujarät selteneren Exemplare des Bcrassus flabelli-
formis.
 
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