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Schmidt, Robert
Das romanische Kunstgewerbe in Deutschland — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 16: Leipzig: Seemann, {1922]

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https://doi.org/10.11588/diglit.67325#0007
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S tarre Grenzen sind in der Geschich te der Kunst und des
Kunstgewerbes nicht zu ziehen. Alle Stilbezeichnun-
gen haben etwas Willkürliches, sind lediglich Hilfsmittel
zur historischen Klassifizierung. So auch der Ausdruck
„romanischer Stil“. Man bezeichnet damit die Kunst-
übung der Zeit von etwa 1050—1250, in Deutschland
also rund die Zeit der salischen und staufischen Kaiser.
Den direkten Vorläufer und Wegbereiter des romani-
schen Stils nennt man die Klosterkunst des zehnten und
elften Jahrhunderts, und weist damit zugleich auf die
eigenartige soziale Stellung der Künstler jener Periode
hin. In der Tat war es durchweg das geistliche Element,
das damals die Kunst ausübte; Kirchenbau, Plastik,
Malerei, Buchkunst und jegliches Kunsthandwerk lag in
den Händen der Geistlichen. Die Klöster waren die Aus-
gangspunkte und Pflegestätten aller Kultur in Deutsch-
land; Bischöfe, Abte, Mönche und Laienbrüder die aus-
übenden Kunsthandwerker. In der engeren Periode des
eigentlichen romanischen Stils aber begann der soziale
Bau langsam sich umzugestalten. Die Städte entwickel-
ten sich zu ebenbürtigen Faktoren neben dem Adel, das
Bürgertum spezialisierte sich in seiner Tätigkeit und
nahm auch auf dem Gebiet des Kunsthandwerks der
Geistlichkeit das Heft aus den Händen. Der Bedarf an
künstlerischen und kunsthandwerklichen Arbeiten, frü-
her fast ganz eine Domäne der Kirche, machte sich nun
in weiteren Kreisen geltend, von den Burgen und Pa-
lästen des Adels bis zum Patrizier- und Bürgerhaus der
Städte.
Trotzdem aber ist die große Mehrheit der erhaltenen
B.D.K.16 o
 
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