Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schmidt, Robert
Das romanische Kunstgewerbe in Deutschland — Bibliothek der Kunstgeschichte, Band 16: Leipzig: Seemann, {1922]

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.67325#0008
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
kunstgewerblichen Arbeiten kirchlicher Herkunft. Kein
Wunder, denn die Kirche war von jeher die treueste Be-
wahrerin der durch den Kult geweihten Kunstwerke,
und sie hat gerade in jener Epoche ihrer höchsten welt-
lichen Macht das verständliche Bedürfnis nach stärkster
Glanzentfaltung gehabt. Daher hatte auch die Gold-
schmiedekunst die unumstrittene Führerschaft; der da-
mals in seiner Blüte stehende Reliquienkult stellte ihr
die großen Aufgaben, an denen sie erstarkte.
Die „romanische Kunst” aber bedeutet andererseits,
stilgeschichtlich betrachtet, das Ende oder die Vollen-
dung eines Formwillens, der seine Wurzeln in der spät-
antiken, römischen Kunst hatte, aber von zwei Seiten
her im Laufe seiner Entwicklung starke Beeinflussung
erfahren hatte: von der durch Kirche und Kaisertum ge-
pflegten byzantinischen Kunst und von der im Volk ste-
tig, wenn auch nur schwer feststellbar weitergewachse-
nen germanischen Volkskunst. So stellt sich die romani-
sche Kunst gleichsam als die Synthese dreier Faktoren
dar, trotzdem aber als ein festgeschlossenes, einheitliches
Formganzes, bei dem der byzantinische Einschlag jedoch
am ehesten überwunden erscheint, trotz nochmaligen
Aufflackerns im zwölften Jahrhundert.
Die Goldschmiedekunst, wie gesagt, stand an erster
Stelle. Der Ausdruck „Goldschmiedekunst“ aber ist
nicht ganz prägnant, da die Mehrzahl der Werke nicht
aus Edelmetall, sondern aus Kupfer oder Bronze bestand.
Als farbiger Schmuck kam neben der Vergoldung der
Grubenschmelz — in vertiefte Gruben eingeschmolzene
farbige Glasflüsse — in Aufnahme an Stelle des bis dahin

4
 
Annotationen