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Schmidt, Georg [Bearb.]; Böcklin, Arnold [Ill.]
Arnold Böcklin - Pan — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Band 85: Stuttgart: Reclam, 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.65323#0042
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seumsfresken) beschäftigt, in Basel gelebt. Über den
Museumsfresken ist es zum Bruch mit Jakob Burckhardt
gekommen (Memoiren, S. 127-129). Im April 1871 ist
Böcklin abermals nach München gezogen. Noch in Basel
hatte er, unter dem Erlebnis des 70er Krieges, den „Ken-
taurenkampf“ konzipiert. Die in München gemalte Fas-
sung von 1873 bedeutet den letzten Durchbruch zu
Böcklins antithetischem Reifestil und den Höhepunkt
seines Stofflichkeitsillusionismus. In den mannigfachsten
Antithesen ist dieses Bild gebaut: hell vor dunkel, dunkel
vor hell, stehende Gestalt gegen liegende Gestalt, Vor-
deransicht gegen Rückenansicht, warme Farbe gegen kalte
Farbe. Vor allem aber ist jetzt, und mit wenigen Aus-
nahmen für immer, die Landschaft zur bloßen Bühne
zurückgedrängt, auf der die Figuren, als die entscheiden-
den Träger des dramatischen Geschehens, ihren Auftritt
nehmen.
In einem Brief vom 3. November 1871 an seinen ge-
treuesten Freund und Anwalt in Basel, Fritz Burckhardt,
erzählt Böcklin von seinem Ergehen in München, von
seiner Frau und den Kindern, und schließt: „Der Alte,
mich meine ich, ist kaum noch zu erkennen. Er geht nie
mehr zum Bier, sondern trinkt es zu Hause, geht mit der
Frau ins Theater oder arbeitet bis spät in die Nacht hin-
ein, hat sich zu alle dem den Bart wachsen lassen. Was
in ihm vorgegangen ist, läßt sich nicht mit wenigen Wor-
ten sagen.“ (Memoiren, S. 166.)
Gleich anschließend an den „Kentaurenkampf“ hat
Böcklin seine beiden vielleicht machtvollsten Komposi-
tionen geschaffen: „Triton und Nereide“ von 1873/74
(München) und 1875 (Berlin). Auf der ersten Fassung
von „Triton und Nereide“ (Abb. 12) liegt auf knapper,
dunkler, von weißer Gischt umspülter Meeresklippe, hell
vor dunkel, diagonal nach links hinten, die nackte
Nereide; rechts neben ihr sitzt, dunkel vor hell, diagonal
nach rechts hinten, der fischgeschwänzte Triton. Der Kopf
der Nereide fällt nach rechts unten, der Kopf des Trito-
nen steigt nach links oben. Der glatten Brust des Weibes
ist der struppig behaarte Rücken des Mannes gegenüber-
gesetzt. Während der rechte Arm des Weibes, wie in

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