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Schmitzer, Ulrich; Wissenschaftliche Buchgesellschaft [Contr.]
Rom im Blick: Lesarten der Stadt von Plautus bis Juvenal — Darmstadt: WBG, Wissen verbindet, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.72413#0020
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2 Die Stadt und ihre Städte: Grundlegungen

2.1 Kreis, Quadrat und Körper:
Die Stadt wird zum Konzept
Eine Stadt1 ist eine Stadt, wenn sie nach dem vollständig beachteten reli-
giösen Ritus einer Stadtgründung gegründet ist (Abb. 1).2 Das ist die
Quintessenz dessen, was die römische Gelehrsamkeit über das Wesen der
Stadt zusammengetragen hat. So schreibt Cato Censorius im 2. Jahrhun-
dert v. Chr. so knapp wie bündig und ohne die Möglichkeit einer Alterna-
tive oder gar eines Widerspruchs zu eröffnen (orig. 1,18):
qui urbem novam condet, tauro et vacca aret; ubi araverit, murum fa-
ciat; ubi portam vult esse, aratrum sustollat et portet et portam vocet.
Wer eine neue Stadt gründet, der soll mit einem Stier und einer Kuh
pflügen. Wo er gepflügt hat, soll er die Mauer errichten; wo er ein Tor
haben möchte, soll er den Pflug hochheben und tragen und dies „Tor"
(d. h. porta von portare) nennen.
Gut ein Jahrhundert nach Cato führt der Universalgelehrte Varro diese Be-
merkungen weiter aus. Der zum System ausgebaute etymologische Rah-
men bringt gemäß dem vom Hellenismus inspirierten aktuellen Wissen-
schaftsverständnis die bezeichnete Sache und deren lautliche Gestalt
zusammen und liefert die tiefere Begründung für die sichtbaren Ereignisse
(1.1. 5,143):

1 Zur Terminologie siehe Classen 1986, 129-130, der darauf hinweist, dass Begriffe wie
urbs, civitas, πόλις oder άστυ in der antiken Praxis nicht scharf voneinander unterschieden
wurden.

2 Vgl. Walter EDER/Holger Sonnabend, Neuer Pauly 11 (2001) 890-891, s. v. Stadt. Sol-
che rituelle Szenen sind auch bildlich dargestellt, z. B. auf einem an der Via Salaria gefunde-
nen Relief einer Sella Curulis aus antoninischer Zeit, die mit dem Akt des Pflügens bei einer
Stadt(wieder)gründung geschmückt ist (Rom, Terme di Diocleziano; Friggeri/Magnani
Cianetti 2014, 131; Abb. 1), oder auf einem Aureus von 13 v. Chr. (RIC Augustus 402) mit
Augustus als Pontifex Maximus, der vor einer Stadt mit einem Gespann pflügt.
 
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