4 Die Zeit des Augustus:1
tiefgreifende Veränderung der Stadt
und der Literatur
Der Tod Caesars am 15. März 44 v. Chr. stieß den römischen Staat nach der
Stabilisierungsphase in der Diktatur Caesars in neue Turbulenzen. Zunächst
war es keineswegs sicher zu prognostizieren, dass der testamentarisch adop-
tierte C. Iulius Caesar, bekannt als Octavian, das kühne Wagnis, sich im Alter
von nur 19 Jahren mitten in die Politik zu stürzen, auch erfolgreich würde be-
enden können. Er ließ sich zusammen mit Caesars Vertrauten Marcus Anto-
nius und C. Lepidus zum Triumvirn mit außerordentlichen Vollmachten er-
nennen. Die Herausforderungen waren immens: Octavian hatte aufgrund der
testamentarischen Verpflichtung die Veteranen Caesars mit Land zu versorgen
und musste deshalb heftige Unruhen bei der Landbevölkerung befürchten,
weil das nicht ohne Enteignungen abging. Zusammen mit Marcus Antonius
besiegte er sodann die Caesarmörder im Bürgerkrieg. Danach war Sex. Pom-
peius, der Erbe des Pompeius Magnus, aus dem Weg zu räumen, da er durch
eine Seeblockade Rom vom Getreidenachschub übers Mittelmeer abschnitt
und die Nahrungsversorgung untergrub. Octavians Rivalität mit Antonius
mündete schließlich in einen offenen Konflikt, nachdem sich dieser mit der
ägyptischen Königin Kleopatra zusammengetan und seine Operationsbasis in
den Osten des Reiches, ins ägyptische Alexandria, verlegt hatte. In der See-
schlacht von Actium (31 v. Chr.) und der Eroberung Alexandrias ein Jahr da-
rauf vernichtete Octavian seinen Rivalen. 27 v. Chr. gab er die außerordentli-
chen Vollmachten auf, nahm den Namen Augustus an und übernahm als
„erster Mann im Staat" (princeps) die nicht so sehr auf institutioneller Macht
als vielmehr auf seinen Verdiensten und seinem Ansehen (auctoritas) gegrün-
dete Führung des römischen Staatswesens, das weiterhin als Republik mitsamt
den republikanischen Institutionen erschien (res publica restituta). Auch wenn
sich seine Regierungszeit wie eine geradlinige Erfolgsgeschichte liest, so gelang
ihm doch nicht alles: Kaum lösbar war die Nachfolgefrage, da es zum einen
unter den nicht-monarchischen Rahmenbedingungen des Prinzipats nicht
möglich war, einen formellen Nachfolger zu bestimmen, zum anderen die in-
formell designierten Nachfolger vorzeitig den Tod fanden, so dass am Ende nur
1 Über den Terminus „augusteisch" und über die Beziehungen zwischen Augustus und
der Literatur seiner Zeit siehe zuletzt Griffin 2005; außerdem Schmitzer 2002.
tiefgreifende Veränderung der Stadt
und der Literatur
Der Tod Caesars am 15. März 44 v. Chr. stieß den römischen Staat nach der
Stabilisierungsphase in der Diktatur Caesars in neue Turbulenzen. Zunächst
war es keineswegs sicher zu prognostizieren, dass der testamentarisch adop-
tierte C. Iulius Caesar, bekannt als Octavian, das kühne Wagnis, sich im Alter
von nur 19 Jahren mitten in die Politik zu stürzen, auch erfolgreich würde be-
enden können. Er ließ sich zusammen mit Caesars Vertrauten Marcus Anto-
nius und C. Lepidus zum Triumvirn mit außerordentlichen Vollmachten er-
nennen. Die Herausforderungen waren immens: Octavian hatte aufgrund der
testamentarischen Verpflichtung die Veteranen Caesars mit Land zu versorgen
und musste deshalb heftige Unruhen bei der Landbevölkerung befürchten,
weil das nicht ohne Enteignungen abging. Zusammen mit Marcus Antonius
besiegte er sodann die Caesarmörder im Bürgerkrieg. Danach war Sex. Pom-
peius, der Erbe des Pompeius Magnus, aus dem Weg zu räumen, da er durch
eine Seeblockade Rom vom Getreidenachschub übers Mittelmeer abschnitt
und die Nahrungsversorgung untergrub. Octavians Rivalität mit Antonius
mündete schließlich in einen offenen Konflikt, nachdem sich dieser mit der
ägyptischen Königin Kleopatra zusammengetan und seine Operationsbasis in
den Osten des Reiches, ins ägyptische Alexandria, verlegt hatte. In der See-
schlacht von Actium (31 v. Chr.) und der Eroberung Alexandrias ein Jahr da-
rauf vernichtete Octavian seinen Rivalen. 27 v. Chr. gab er die außerordentli-
chen Vollmachten auf, nahm den Namen Augustus an und übernahm als
„erster Mann im Staat" (princeps) die nicht so sehr auf institutioneller Macht
als vielmehr auf seinen Verdiensten und seinem Ansehen (auctoritas) gegrün-
dete Führung des römischen Staatswesens, das weiterhin als Republik mitsamt
den republikanischen Institutionen erschien (res publica restituta). Auch wenn
sich seine Regierungszeit wie eine geradlinige Erfolgsgeschichte liest, so gelang
ihm doch nicht alles: Kaum lösbar war die Nachfolgefrage, da es zum einen
unter den nicht-monarchischen Rahmenbedingungen des Prinzipats nicht
möglich war, einen formellen Nachfolger zu bestimmen, zum anderen die in-
formell designierten Nachfolger vorzeitig den Tod fanden, so dass am Ende nur
1 Über den Terminus „augusteisch" und über die Beziehungen zwischen Augustus und
der Literatur seiner Zeit siehe zuletzt Griffin 2005; außerdem Schmitzer 2002.



