ben stammte und dessen Siedlungscharakter damit
gesichert war. Auch die Auswertung der Luftbilder
ergab an fraglichen Stellen manchmal Siedlungs-
strukturen. Aufgrund dieser Erfahrungen konnten
auch Fundstellen mit wenigen Scherben oder sogar
nur einem einzigen Keramikfund als Siedlungsplatz
angesprochen werden. Diese grundsätzliche Ent-
scheidung wurde noch dadurch erleichtert, daß im
gesamten Untersuchungsgebiet nur in sehr geringem
Umfang Gräber — fast ausschließlich Urnengräber
- aufgeackert worden waren. Außerdem ist nicht
mit der Verschleppung von Funden durch Düngung
der Felder zu rechnen, wie es für das Mittelalter und
die Neuzeit allgemein üblich ist.
Einzeln gefundenes Steingerät ist im Untersu-
chungsgebiet nur in geringem Umfang vertreten.
Meist handelt es sich um ältere Funde, deren genau-
er Fundort nicht mehr nachvollziehbar war und die
deshalb bei der Bearbeitung ausgeschieden werden
mußten. In einem Fall (Ganacker 3) zeigte sich, daß
Steingerät ohne sonstige Beifunde etwa zehn Jahre
später durch Aufsammeln jungsteinzeitlicher Scher-
ben auf demselben Acker plötzlich eindeutigen Sied-
lungscharakter annahm. Eine Axt, wahrscheinlich
mit einem Beil vergesellschaftet, ist dagegen mit ei-
niger Sicherheit als Grabfund anzusehen (Otzing 4).
Zu den bisher angesprochenen Siedlungen, die,
durch Lesefunde oder kleine bzw. ungenügend ge-
naue Grabungen erschlossen, in der Regel unbefe-
stigt sind (Ausnahmen neben den Natternberger
Höhensiedlungen: Steinkirchen 2, Wallersdorf 33
und 41, Zehholfing 10 und 11), treten in letzter Zeit
immer mehr umwehrte Objekte. Ihre Kenntnis ver-
danken wir der Luftbildarchäologie. Gezielte Bege-
hungen und eine Grabung im Untersuchungsgebiet
brachten datierendes Material zutage. Die Graben-
werke werden weiter unten gesondert behandelt.
Eine letzte siedlungsanzeigende Quellengattung
stellen die spätkeltischen Viereckschanzen dar. Frei-
lich kann das Heiligtum selbst nicht als Siedlung
bezeichnet werden, doch ist für dessen Errichtung
eine Organisation und vor allem ein Arbeitskräfte-
potential notwendig, so daß wir hier einen indirek-
ten Siedlungsanzeiger vor uns haben.
2. DIE ENTSTEHUNG DES VERBREITUNGSBILDES
Um das heute bekannte Verbreitungsbild aller sied-
lungsanzeigenden Funde im Hinblick auf seine Re-
präsentanz prähistorischer Verhältnisse überprüfen
zu können, ist zunächst eine Analyse seiner Entste-
hung notwendig. Die Bedeutung eingehender Quel-
lenkritik gerade für siedlungsarchäologische Unter-
suchungen stellte A. Dauber132 ausführlich in einem
größeren geographischen Raum dar. Kleinräumig
versuchte jüngst W. Schier133, das Fundbild im süd-
östlichen Unterfranken zu interpretieren. In beiden
Arbeiten wurden mehr oder weniger umfangreiche
statistische Methoden angewandt. Sie dürften am
ehesten dazu führen, trotz vieler Unwägbarkeiten in
der Fundüberlieferung mit einer gewissen Wahr-
scheinlichkeit die ursprüngliche Verbreitung von
Siedlungen und Gräbern zu erfassen. So soll auch in
dieser Arbeit der Analyse des Verbreitungsbildes
große Bedeutung beigemessen werden. Dazu ist zu-
nächst die Definition einiger Begriffe notwendig, die
außer den oben bereits erläuterten (Fundstelle und
Fundplatz) zur Verwendung kommen. Sie werden
sinngemäß aus
der Arbeit von A. Dauber Über-
nommen.
Fundindex:
Zahl der auf eine Raumeinheit
(km2) entfallenden Fundstellen
bzw. Fundplätze.
Fundfrequenz:
Anzahl der in einer bestimmten
Zeiteinheit (Jahre, Jahrzehnte)
entdeckten Fundstellen bzw.
Fundplätze.
a. Das gegenwärtige Verbreitungsbild
Auf Abb. 3 sind alle bis Ende 1980 bekannt gewor-
denen und sicher lokalisierbaren 301 Fundplätze
verzeichnet134. Von ihnen wurde, soweit vorhanden,
sämtliches Fundmaterial gesichtet. Zur Ergänzung
erfolgte in Randbereichen die Kartierung von Fund-
plätzen, die nur anhand der Literatur und der Orts-
akten des LfD. erschlossen wurden (vgl. S. 18 ff.).
Ihre Bezeichnung ist E 1 bis E 34.
132) A. Dauber, Der Forschungsstand als innere Gültigkeitsgrenze der Fundkarte, dargestellt am Beispiel Nordbadens,
in: Ur- und Frühgeschichte als historische Wissenschaft. Festschr. E. Wahle (1950) 94 ff.
133) W. Schier, Unterfranken. Zur Geschichte der Quellenkritik im kurzen Überblick vgl. 2 ff.
134) Aus Versehen wurde die Fundplatzbezeichnung 149 ausgelassen, so daß als Endsumme 302 Fundplätze erscheinen.
- 34 -
gesichert war. Auch die Auswertung der Luftbilder
ergab an fraglichen Stellen manchmal Siedlungs-
strukturen. Aufgrund dieser Erfahrungen konnten
auch Fundstellen mit wenigen Scherben oder sogar
nur einem einzigen Keramikfund als Siedlungsplatz
angesprochen werden. Diese grundsätzliche Ent-
scheidung wurde noch dadurch erleichtert, daß im
gesamten Untersuchungsgebiet nur in sehr geringem
Umfang Gräber — fast ausschließlich Urnengräber
- aufgeackert worden waren. Außerdem ist nicht
mit der Verschleppung von Funden durch Düngung
der Felder zu rechnen, wie es für das Mittelalter und
die Neuzeit allgemein üblich ist.
Einzeln gefundenes Steingerät ist im Untersu-
chungsgebiet nur in geringem Umfang vertreten.
Meist handelt es sich um ältere Funde, deren genau-
er Fundort nicht mehr nachvollziehbar war und die
deshalb bei der Bearbeitung ausgeschieden werden
mußten. In einem Fall (Ganacker 3) zeigte sich, daß
Steingerät ohne sonstige Beifunde etwa zehn Jahre
später durch Aufsammeln jungsteinzeitlicher Scher-
ben auf demselben Acker plötzlich eindeutigen Sied-
lungscharakter annahm. Eine Axt, wahrscheinlich
mit einem Beil vergesellschaftet, ist dagegen mit ei-
niger Sicherheit als Grabfund anzusehen (Otzing 4).
Zu den bisher angesprochenen Siedlungen, die,
durch Lesefunde oder kleine bzw. ungenügend ge-
naue Grabungen erschlossen, in der Regel unbefe-
stigt sind (Ausnahmen neben den Natternberger
Höhensiedlungen: Steinkirchen 2, Wallersdorf 33
und 41, Zehholfing 10 und 11), treten in letzter Zeit
immer mehr umwehrte Objekte. Ihre Kenntnis ver-
danken wir der Luftbildarchäologie. Gezielte Bege-
hungen und eine Grabung im Untersuchungsgebiet
brachten datierendes Material zutage. Die Graben-
werke werden weiter unten gesondert behandelt.
Eine letzte siedlungsanzeigende Quellengattung
stellen die spätkeltischen Viereckschanzen dar. Frei-
lich kann das Heiligtum selbst nicht als Siedlung
bezeichnet werden, doch ist für dessen Errichtung
eine Organisation und vor allem ein Arbeitskräfte-
potential notwendig, so daß wir hier einen indirek-
ten Siedlungsanzeiger vor uns haben.
2. DIE ENTSTEHUNG DES VERBREITUNGSBILDES
Um das heute bekannte Verbreitungsbild aller sied-
lungsanzeigenden Funde im Hinblick auf seine Re-
präsentanz prähistorischer Verhältnisse überprüfen
zu können, ist zunächst eine Analyse seiner Entste-
hung notwendig. Die Bedeutung eingehender Quel-
lenkritik gerade für siedlungsarchäologische Unter-
suchungen stellte A. Dauber132 ausführlich in einem
größeren geographischen Raum dar. Kleinräumig
versuchte jüngst W. Schier133, das Fundbild im süd-
östlichen Unterfranken zu interpretieren. In beiden
Arbeiten wurden mehr oder weniger umfangreiche
statistische Methoden angewandt. Sie dürften am
ehesten dazu führen, trotz vieler Unwägbarkeiten in
der Fundüberlieferung mit einer gewissen Wahr-
scheinlichkeit die ursprüngliche Verbreitung von
Siedlungen und Gräbern zu erfassen. So soll auch in
dieser Arbeit der Analyse des Verbreitungsbildes
große Bedeutung beigemessen werden. Dazu ist zu-
nächst die Definition einiger Begriffe notwendig, die
außer den oben bereits erläuterten (Fundstelle und
Fundplatz) zur Verwendung kommen. Sie werden
sinngemäß aus
der Arbeit von A. Dauber Über-
nommen.
Fundindex:
Zahl der auf eine Raumeinheit
(km2) entfallenden Fundstellen
bzw. Fundplätze.
Fundfrequenz:
Anzahl der in einer bestimmten
Zeiteinheit (Jahre, Jahrzehnte)
entdeckten Fundstellen bzw.
Fundplätze.
a. Das gegenwärtige Verbreitungsbild
Auf Abb. 3 sind alle bis Ende 1980 bekannt gewor-
denen und sicher lokalisierbaren 301 Fundplätze
verzeichnet134. Von ihnen wurde, soweit vorhanden,
sämtliches Fundmaterial gesichtet. Zur Ergänzung
erfolgte in Randbereichen die Kartierung von Fund-
plätzen, die nur anhand der Literatur und der Orts-
akten des LfD. erschlossen wurden (vgl. S. 18 ff.).
Ihre Bezeichnung ist E 1 bis E 34.
132) A. Dauber, Der Forschungsstand als innere Gültigkeitsgrenze der Fundkarte, dargestellt am Beispiel Nordbadens,
in: Ur- und Frühgeschichte als historische Wissenschaft. Festschr. E. Wahle (1950) 94 ff.
133) W. Schier, Unterfranken. Zur Geschichte der Quellenkritik im kurzen Überblick vgl. 2 ff.
134) Aus Versehen wurde die Fundplatzbezeichnung 149 ausgelassen, so daß als Endsumme 302 Fundplätze erscheinen.
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