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Schnaase, Carl
Geschichte der bildenden Künste (Band 1): Geschichte der bildenden Künste bei den Alten (Band 1): Die Völker des Orients — Düsseldorf, 1843

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https://doi.org/10.11588/diglit.1289#0447
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428 Aegyptische Sculptur.

unterstützt. Betrachtet man die ungeheuren Felsblöcke,
welche in vielen Tempeln jedesmal eine ganze Kammer
aus einem Steine bilden, so müssen allerdings ganz un-
gewöhnliche Mittel dazu gehört haben, um diese Massen
von den Felsen abzulösen, sie zu heben und transportiren.
Wo in neuern Zeiten ähnliches geschah, in Rom und in
Russland, hat man es stets als ein ausserordentliches,
der Bewunderung würdiges Werk gepriesen, während es
dort fast zu Gewöhnlichem geworden sein muss. Ueber-
haupt kann die Sorgfalt der ägyptischen Steinmetzen
nicht genug gerühmt werden. Keine Steinart war ihnen
zu schwierig, der härteste Granit und Basalt sind, wenn
auch nicht in gleicher Masse, doch in gleicher Vollendung
behandelt. Glättung und Sauberkeit der Ausführung las-
sen überall nichts zu wünschen übrig. Von der Sicher-
heit und Geschicklichkeit, mit welcher die ägyptischen
Arbeiter den Meissel zu führen verstanden, geben nicht
bloss die vollendeten, sondern noch deutlicher die unvoll-
endeten Werke Zeugniss. In den Steinbrüchen finden
wir Obelisken, welche mit einer Seite noch am Felsen
haften, auf den drei andern aber bearbeitet, sogar schon
mit Hieroglyphen versehen sind. So sicher waren sie
also, dass die Ablösung des schlanken Steinbalkens glück-
lich von Statten gehen würde, dass sie keinen Anstand
nahmen, die Verzierung schon vorher anzubringen. Um-
gekehrt dagegen geschah es an den Säulen und Wänden,
welche aus einzelnen Steinblöcken zusammengesetzt wa-
ren, denn hier wurden die plastischen Verzierungen nicht
etwa an den einzelnen Steinen vor ihrer Zusammenfügung
vollendet, sondern erst nach der Aufrichtung des archi-
tektonischen Theiles darauf ausgearbeitet. Dies geschah
dann in der Art, dass die Zeichnung der Figuren mit
 
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