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Schöne, Richard [Hrsg.]
Griechische Reliefs aus Athenischen Sammlungen — Leipzig, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.12168#0018
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TAFEL VII—XXIX. No 48—119.

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ein Priester des Kekrops und ein Zahlmeister des Geschlechts
genannt, Meier Hall. Lit. Zeit. 1838 S. 353 ff. und Boss De-
inen S. 24 no 6. Ein ap/ojv tou K.i)puxa>v yivoo? wird CIG.
397. 399 erwähnt: ein apycuv und ein Tajuac; tou -,'svou; täv EupoX,-
mSfiv in der Inschrift Philister II 238 f.; Hermes I 405 ff. Vgl.
den - pciaijiaTc'jc tou -;svou; tu>v EüooupiouW auf einem Steine von
Karystos, gleichfalls aus römischer Zeit, bei Bursian Quaest.
Eub. S. 34. Weihgeschenke in Folge der Übernahme eines
Amtes, namentlich eines mit dem Cultus zusammenhängenden,
sind in Attica nicht ungewöhnlich, s. CIG. 252. 253. 255.
Ephim. 1804. 2154. 3799 — 3801 (= Hirschfeld Tituli statuar.
no 38) u. s. w. Auch bei politischen Amtern kommen sie vor:
Ephim. 2230: 2650; 2874. — Das Geschlecht der Bakchiaden
war bis jetzt für Attica unbekannt.

Die beiden Maskentypen des kahlen Silens und des Silens
mit mähnenartigem Haupthaar kehren mehrfach in ähnlich de-
corativer Verwendung wieder, so auf einigen Gefässen der Sil-
berfunde von Bernay PreVost in den Memoires des antiqu. de
la Normandie vol. II; zwei bei Raoul Boch. Mon. ined. Tfl.
5£. 53; Overbeck Gallerte heroischer Bildw. Tfl. XIX 12; XX
12/ und von Hildesheim.

Eine Schwierigkeit bietet die Vergleichung der sehr sorg-
fältig ausgearbeiteten Pflanzen mit der griechischen Flora.
Während alles Übrige ohne Weiteres kenntlich ist, bleiben die
mehrfach wiederkehrenden Fruchtkolben, deren Form zwischen
dem Pinienzapfen und dem Maiskolben mitten inne steht, sammt
den immer in ihrer Begleitung erscheinenden fein gestreiften
Blättern oder Scheiden räthselhaft. Man denkt zunächst an
Mais; indess dass dieser der alten Welt fremd und wahr-

scheinlich aus Amerika gebracht ist, hat Decandolle Geographie
botanique raisonnee II 942 ff. überzeugend nachgewiesen und
Hehn Kulturpflanzen und Hausthiere etc. S. 375. 451 stimmt ihm
bei; vgl. auch Buckle Geschichte der Civilisation in England I 1
S. 95 Anm. 158 der Bugeschen Übersetzung. Herr von Held-
reich, der gründliche Kenner der griechischen Flora, der die
Güte hatte, den Stein sorfältig zu untersuchen, war der Mei-
nung, dass entweder Blüthenkolben der Dattelpalme gemeint
seien", welche eben solche Scheideblätter haben wie der Mais,
oder der Mohrhirse (Sorgum vulgare, s. von Heldreich Die Nutz-
pflanzen Griechenlands S. 3). Die letztere Annahme ist frei-
lich nicht ohne Bedenken, wenn man in dem römischen milium
mit Becht das Sorgum erkennt (s. Hehn a. a. O. S. 376);
denn von diesem sagt Plinius N. H. XVIII 55 'milium
intra hos X annos ex India in Italiam invectum est'. Das
Wahrscheinlichste ist, auch nach dem Urtheile meines ver-
ehrten Collcgen, Prof. de Bary, dass der Künstler Pinien-
zapfen in verschiedenen Stadien ihrer Entwickelung mit den
zugehörigen Nadelbüscheln dargestellt habe. Die Pinie ist
gegenwärtig zwar nicht sehr gewöhnlich in Griechenland, aber
doch in einigen Gegenden stark vertreten (s. von Heldreich a. a. 0.
S. 13 f.), und dass sie im Alterthum wenigstens zu der Zeit,
welche hier in Frage kommt, der griechischen Flora nicht
fremd war, zeigt Hehn a. a. 0. S. 205 ff.

Die dargestellten Früchte sind nicht ohne Bezug auf Dio-
nysos, dem das Ganze geweiht ist, gewählt: Epheu mit seinen
Korymben und Wein herrschen vor, und auch in dieser Bück-
sicht bleibt die Annahme von Pinienlaub und Pinienzapfen die
wahrscheinlichste.

TAFEL VII—XXIX.

No 48—119.

Wenn wir unter der Masse griechischer Marmorreliefs,
deren Trümmer auf uns gekommen sind, die Grabsteine sammt
den sogenannten Todtenmahlen und diejenigen ausser Betracht
lassen, welche in unmittelbarer Verbindung mit Bauwerken
nur zu deren Ausschmückung dienen, so scheidet sich der Best
in zwei hauptsächliche, vielfach einander berührende Classen:
in die Votivreliefs. und in die, welche den in Stein gegrabenen
öffentlichen Urkunden als Schmuck beigegeben sind.

Die eigentlichen Votivreliefs dienen nur dem Zweck, einer
(iottheit geweiht zu werden, und entlehnen diesem Zwecke
ihren Gegenstand, sei es, dass einfach die Gottheit und ihr
gegenüber der Weihende mit dem Gestus der Anbetung darge-
stellt wird, sei es, dass die Veranlassung der Weihung den
Gegenstand darleiht. Dabei herrscht nachweislich bis in die ma-
kedonische Epoche, wahrscheinlich länger die Sitte, dass die Sterb-
lichen von Göttern und Heroen durch wesentlich kleinere Dimen-
sionen unterschieden werden. Was wir aus Athen von derartigen
Reliefs besitzen, stammt zum bei weitem grössten Theile von der
Burg; sie waren dort meist im Freien aufgestellt, entweder un-

mittelbar in den Felsenboden oder in kleine Marmorpfeiler ein-
gezapft, von denen zu no 66. 66 A gesprochen ist. Dieser
Classe sind die Reliefs anzuschliessen, welche zum Schmucke
einer für ein Weihgeschenk bestimmten Basis dienen. Auf
diesen herrschen Darstellungen vor, welche eine unmittelbare
Beziehung auf den Anlass der Weihung haben. Die Gegenstände
und die Art ihrer künstlerischen Wiedergabe im Einzelnen hier
zu verfolgen, sehe ich keine Veranlassung. Ein Überblick Uber
die auf den Tafeln zusammengestellten, meist attischen Bruch-
stücke wird Jedem aufdrängen, was sich sagen Hesse.

Schwierigere Fragen knüpfen sich an die Beliefs öffent-
licher Urkunden, von denen auf den Tafeln unzweifelhafte Bei-
spiele nur aus Attika vorliegen. Auch hier ist nicht zu Ubersehen,
dass die meisten sicheren Exemplare von der Burg stam-
men. Die Schwierigkeit ihrer Deutung wird dadurch noch
erhöht, dass sehr viele Reliefs jetzt von den Inschriften,
zu denen sie gehört haben, getrennt sind. Da die Inschriften-
platte meist oben durch einen vorspringenden Rand gegen das
Rclieffeld abgeschlossen, dieses Feld aber in Folge der darin
 
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