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Neben etwa zweitausend Radierungen
von Chodowiecki sind an viertausend
Zeichnungen von ihm aus uns gekommen:
Gruppenbilder und Einzelfiguren, Schil-
derungen seiner Heimat und Porträte.
Ausgetuschte Federzeichnungen, welche zum
Teil sorgfältig ausgesührt sind, wirksame
Arbeiten in Kreide und Rötel oder flüch-
tige Skizzen, bei denen der Umriß und
ein wenig Modellierung die Illusion er-
zeugt, und diese letztgenannten wird man
schildert, welche die zierliche, preziöse
Tracht bei ruhigem Stehen und raschem
Schreiten, bei ernsten und fröhlichen
Menschen macht. Da kommt Fräulein
Gralath, die später den Danziger Bür-
germeister ehelichte, den Kopf zurück-
geworfen und mit bauschigen Gewändern
stolz daher; da steht in jugendlicher An-
mut die Demoiselle Metzel (der Meister
zeichnete sie im Rotenbourgschen Garten
bei Danzig); oder die Starostschenka
vielleicht von allen seinen Werken am
höchsten schätzen. Es ist erstaunlich, wie
da mit ein paar Strichen der ganze Mensch
geschildert ist, wie etwa der Danziger
Bürgermeister Conradi und der kleine,
eitle Herr Mila durch Gehen und Stehen
charakterisiert sind, so daß man sie nach
einer Profilansicht in farbig getönter
Federzeichnung genau zu kennen meint.
Wie hat der Künstler die zierliche Grazie
und die affektierte Gespreiztheit des Ro-
kokojahrhunderts gelegentlich individuali-
siert und die verschiedene Wirkung ge-
Ledikowska tritt mit frischer Natürlich-
keit in Hellem Gesellschaftskleid auf den
dunklen Vorplatz. All diese Zeichnungen
von Chodowiecki erhielten durch seine
Beherrschung der Technik noch einen be-
sonderen Reiz. Der Rötel schafft eine
zarte und weiche Wirkung, die flüchtige
Bleistiftskizze mit knappen sicheren Linien
und wenigen Drückern erreicht oft einen
sehr pikanten Effekt, mitunter ist sie nach
dem Vorbild Carwells leicht mit Rötel
gehöht; und die breit hingestrichene Feder-
zeichnung — etwa nach einer Danziger
Neben etwa zweitausend Radierungen
von Chodowiecki sind an viertausend
Zeichnungen von ihm aus uns gekommen:
Gruppenbilder und Einzelfiguren, Schil-
derungen seiner Heimat und Porträte.
Ausgetuschte Federzeichnungen, welche zum
Teil sorgfältig ausgesührt sind, wirksame
Arbeiten in Kreide und Rötel oder flüch-
tige Skizzen, bei denen der Umriß und
ein wenig Modellierung die Illusion er-
zeugt, und diese letztgenannten wird man
schildert, welche die zierliche, preziöse
Tracht bei ruhigem Stehen und raschem
Schreiten, bei ernsten und fröhlichen
Menschen macht. Da kommt Fräulein
Gralath, die später den Danziger Bür-
germeister ehelichte, den Kopf zurück-
geworfen und mit bauschigen Gewändern
stolz daher; da steht in jugendlicher An-
mut die Demoiselle Metzel (der Meister
zeichnete sie im Rotenbourgschen Garten
bei Danzig); oder die Starostschenka
vielleicht von allen seinen Werken am
höchsten schätzen. Es ist erstaunlich, wie
da mit ein paar Strichen der ganze Mensch
geschildert ist, wie etwa der Danziger
Bürgermeister Conradi und der kleine,
eitle Herr Mila durch Gehen und Stehen
charakterisiert sind, so daß man sie nach
einer Profilansicht in farbig getönter
Federzeichnung genau zu kennen meint.
Wie hat der Künstler die zierliche Grazie
und die affektierte Gespreiztheit des Ro-
kokojahrhunderts gelegentlich individuali-
siert und die verschiedene Wirkung ge-
Ledikowska tritt mit frischer Natürlich-
keit in Hellem Gesellschaftskleid auf den
dunklen Vorplatz. All diese Zeichnungen
von Chodowiecki erhielten durch seine
Beherrschung der Technik noch einen be-
sonderen Reiz. Der Rötel schafft eine
zarte und weiche Wirkung, die flüchtige
Bleistiftskizze mit knappen sicheren Linien
und wenigen Drückern erreicht oft einen
sehr pikanten Effekt, mitunter ist sie nach
dem Vorbild Carwells leicht mit Rötel
gehöht; und die breit hingestrichene Feder-
zeichnung — etwa nach einer Danziger