sollten, sind in diesem Zusammenhang Guillaume Senault, der durch
den Kardinal von Amboise mit dieser Schule in Verbindung stand, und
Pierre Gadier besonders zu nennen. Sie sind in diesen Jahren in Am-
boise nachweisbar, und zwar Gadier gerade in den Jahren 1495/96, in
denen der Enthusiasmus durch die Rückkehr des Königs aus Italien
am lebendigsten war. Senault sollte wenige Jahre später die vorläufige
Lösung in Gailion, Gadier aber erst nach 30 Jahren den eigentlich
klassischen Ausdruck dieser vielfach sich kreuzenden Einssüsse in dem
Schlosse Madrid finden.
Natürlich gehen neben den für unsere Untersuchung wichtigen beiden
Bauten, Gaillon und Madrid, eine Reihe bedeutender, anders gerichteter
Lösungen voraus und nebenher. Wir verweisen nur, um zwei besonders
reine Beispiele anzuführen, auf den Schloßbau von Bury, in welchem
das französische chäteau ohne irgendeine seiner sranzösischen Grund-
eigenschaften auszugeben, in seinem Gesamtentwurs eine Regelung und
Ordnung alter Elemente vornimmt, und aus Chambord, das trotz seiner
neuen und eigenartigen Grundrißgestaltung doch ein Unikum seiner
Zeit blieb16). (Haupt, Albrecht: Baukunst der Renaissance in Frank-
reich und Deutschland, Abb. 53 u. 49.)
II. Schloß Madrid und die erneuten Auseinandersetzungen
mit Italidn in der Zeit Franz I.
a) Geschichte und Beschreibung von Schloß Madrid.
Über Chambord, das zum erstenmal die neuen und sehr komplizierten
Bauforderungen Franz I. für seine Privatbauten, wenn auch noch
Blumengarten und der zu diesem geösfneten Villa alle abendländischen Anlagen
dieser Art an Differenziertheit übertrifft. (Frederic Lesueur: Le chäteau
d’Amboise 1935 S. 38/39; Patzak, Bernhard: Die Renaissance- und Barockvilla in
Italien Bd. I S. 68.)
Wie man im königlichen Hause mittelalterlich gebunden blieb gegenüber
Italien, wo das Aufbewahren eines mittelalterlichen Gegenstandes zu den Selten-
heiten gehörte (Burckhardt, Jakob: Beiträge zur Kunstgeschichte von Italien,
Berlin 1898, S. 375), zeigt das erhaltene Inventarverzeichnis der königlichen Rüst-
kammer vom Jahre 1499 in Amboise, das neben sagenhaften Wasfen z. B. des
Riesen Ysore und Lanzelot auch solche von fragwürdiger Verbürgtheit wie die
Axt des Königs Chlodewig usw. und andere historisch bezeugte Gegenstände
aufzählt. (Pierre de Vaissiere: Le chäteau d’Amboise 1935 S. 63.)
lu) In diesem Zusammenhang sei auf Rabelais’ Chambord verwandte Idee
einer Abtei von Theleme verwiesen, die aus ähnlichen Bestrebungen heraus
um den Bewegungsraum einer neuen Lebensgemeinschaft mit der Devise: „Fay
ce que vouldras.“ ringt. (Burckhardt, Jacob: Die Kultur der Renaissance in
Italien, Phaidon-Ausgabe S. 247.)
17
den Kardinal von Amboise mit dieser Schule in Verbindung stand, und
Pierre Gadier besonders zu nennen. Sie sind in diesen Jahren in Am-
boise nachweisbar, und zwar Gadier gerade in den Jahren 1495/96, in
denen der Enthusiasmus durch die Rückkehr des Königs aus Italien
am lebendigsten war. Senault sollte wenige Jahre später die vorläufige
Lösung in Gailion, Gadier aber erst nach 30 Jahren den eigentlich
klassischen Ausdruck dieser vielfach sich kreuzenden Einssüsse in dem
Schlosse Madrid finden.
Natürlich gehen neben den für unsere Untersuchung wichtigen beiden
Bauten, Gaillon und Madrid, eine Reihe bedeutender, anders gerichteter
Lösungen voraus und nebenher. Wir verweisen nur, um zwei besonders
reine Beispiele anzuführen, auf den Schloßbau von Bury, in welchem
das französische chäteau ohne irgendeine seiner sranzösischen Grund-
eigenschaften auszugeben, in seinem Gesamtentwurs eine Regelung und
Ordnung alter Elemente vornimmt, und aus Chambord, das trotz seiner
neuen und eigenartigen Grundrißgestaltung doch ein Unikum seiner
Zeit blieb16). (Haupt, Albrecht: Baukunst der Renaissance in Frank-
reich und Deutschland, Abb. 53 u. 49.)
II. Schloß Madrid und die erneuten Auseinandersetzungen
mit Italidn in der Zeit Franz I.
a) Geschichte und Beschreibung von Schloß Madrid.
Über Chambord, das zum erstenmal die neuen und sehr komplizierten
Bauforderungen Franz I. für seine Privatbauten, wenn auch noch
Blumengarten und der zu diesem geösfneten Villa alle abendländischen Anlagen
dieser Art an Differenziertheit übertrifft. (Frederic Lesueur: Le chäteau
d’Amboise 1935 S. 38/39; Patzak, Bernhard: Die Renaissance- und Barockvilla in
Italien Bd. I S. 68.)
Wie man im königlichen Hause mittelalterlich gebunden blieb gegenüber
Italien, wo das Aufbewahren eines mittelalterlichen Gegenstandes zu den Selten-
heiten gehörte (Burckhardt, Jakob: Beiträge zur Kunstgeschichte von Italien,
Berlin 1898, S. 375), zeigt das erhaltene Inventarverzeichnis der königlichen Rüst-
kammer vom Jahre 1499 in Amboise, das neben sagenhaften Wasfen z. B. des
Riesen Ysore und Lanzelot auch solche von fragwürdiger Verbürgtheit wie die
Axt des Königs Chlodewig usw. und andere historisch bezeugte Gegenstände
aufzählt. (Pierre de Vaissiere: Le chäteau d’Amboise 1935 S. 63.)
lu) In diesem Zusammenhang sei auf Rabelais’ Chambord verwandte Idee
einer Abtei von Theleme verwiesen, die aus ähnlichen Bestrebungen heraus
um den Bewegungsraum einer neuen Lebensgemeinschaft mit der Devise: „Fay
ce que vouldras.“ ringt. (Burckhardt, Jacob: Die Kultur der Renaissance in
Italien, Phaidon-Ausgabe S. 247.)
17