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UNBEGREIFLICHES GESCHENK

Der erste Weltkrieg richtete das blutige Zeichen der Welt-
wende auf. Viele Masken zerbrachen, viele wurden weg-
geworfen. Die Maske Uniform trat die Herrschaft an.
Ernst Koehne, der Direktor des Deutschen Schauspiel-
hauses in Hamburg, dem ich als Dramaturg angehörte,
reklamierte mich. Er konnte das, da ich bei der Muste-
rung d. u. (dauernd untauglich) befunden wurde. Und
doch - die Freunde und das Volk trugen die Maske Uni-
form. Sie war der Ernst. Das Theater war Spiel und nicht
einmal mehr Eunst. Da entschloß ich mich, die Uniform
anzuziehen. Wie aber hätte ich Menschen verwunden
oder gar töten können! Überdies war ich vom Waffen-
dienst befreit. Ich wollte und konnte nur helfen, Wun-
den zu heilen. Aber auch der Sanitätsdienst schien mir
verschlossen. Nur eine Möglichkeit fand sich noch: der
Großherzog von Oldenburg hatte dem Sanitätsdienst
eine Ausbildung zum »freiwilligen Sanitätshundeführer«
angeschlossen. Hierzu waren nur Männer zugelassen, die
laut Musterungsbescheid d. u. waren. Der Sanitätshunde-
führer wurde zum Dienst mit geeigneten Hunden be-
sonders ausgebildet und dann an der Front eingesetzt zur
Suche nach Verwundeten und zur ersten Hilfe an den
Verwundeten. Ich dachte an das Nietzschewort »Geh
nicht zu den Menschen, geh lieber noch zu den Tieren!«
— d. h. zu den Tieren, die dem Menschen helfen. Es war
gleichsam eine Tiermaske, die ich anziehen mußte, vom
 
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