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LASST DICKE MÄNNER UM MICH SEIN!

Wir vom STURM — und viele andere auch — haben den
Dichter Theodor Däubler sehr geliebt. Seine ungewöhn-
liche Erscheinung mit dem dicken Körper und dem
mächtigen Bart faszinierte stets, wo er sich auch sehen
ließ. Es schien uns oft, als sei sie ein unzulänglicher Ver-
such der Natur, die wogende Glut dieses Seelenlebens zu
umhüllen. Er selbst gab ganz und gar nichts auf das Un-
gewöhnliche seines Aussehens. Sein Körper war ihm
offensichtlich eine Last, mit der er sich teils nachlässig,
teils humorvoll abfand. Er hörte es lächelnd an, wenn
wir ihn »unseren unrasierten Buddha« nannten, wenn
wir meinten, er sei »so friedliebend, daß er ungestört die
Flöhe auf seinem Bauche weiden lasse«. Er klagte nur
manchmal, daß er berühmt sei wegen seiner Dicke, sei-
nes Bartes und seiner Haare, aber nicht wegen seiner
Gedichte, die niemand lesen wolle oder gar verstehe.
Da muß einer kleinen Geschichte gedacht werden, die
wir später oft und gern erzählten, wenn von dem fernen
Theodor Däubler die Rede war:
Es war in den Tagen der verflossenen Dichterakademie.
Nach einer Sitzung der Dichterakademie erholten sich
von den Strapazen einige »Dichterfürsten« in der Halle
des Hotels Adlon in Berlin Unter den Linden bei einem
Glase Wermut oder einer Tasse Mokka. Da lehnte auch
Theodor Däubler breit in einem Klubsessel. Er fühlte
sich sehr beunruhigt. Denn eine ältere, auffallend ge-
 
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