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DER GETREUE ZEUGE

Das Gewissen des STURM war Rudolf Blümner. Er diente
dem STURM in unerbittlicher Aufrichtigkeit und hem-
mungsloser Treue. Er war Herwarth Waldens treuester
Freund.
Rudolf Blümner war auch der erste STURM-Künstler,
mit dem mich Herwarth Waiden bekannt machte. Es
war dies bei meinem zweiten oder dritten Besuch im
STURM, als meine zukünftige Zusammenarbeit mit Her-
warth Waiden beschlossen wurde. Ich erinnere mich
deutlich. Es war in dem kleinen Speisezimmer Waldens.
Da stand der lange hagere Rudolf mit dem schmalen
klugen Gesicht, das Kokoschka gemalt und oft gezeichnet
hat, und blickte mit seinen kurzsichtigen Augen auf mich
herab. Aus der Verschlossenheit seines Wesens strömte
eine sichere, gerade Männlichkeit, die mir gut tat. Das
Vertrauen zwischen uns war vom ersten Wort an groß.
Das Gespräch war unmittelbar und sachlich. Nach einer
halben Stunde schon beschlossen wir, eine STURM-Schule
zu gründen, deren Arbeit im wesentlichen auf Rudolf
Blümner und mir ruhen würde. Eine seltsame Verwandt-
schaft des Lebensweges verband uns. Unser Geburtstag
war am gleichen Tag, am 19. August. Freilich war Blüm-
ner 15 Jahre älter als ichg doch empfanden wir den
Altersunterschied nicht. Er war Dr. juris wie ich, hatte
ebenso wie ich aber die Juristerei nicht zum Beruf ge-
wählt. Er war zur Bühne gegangen wie ich, war ein be-
 
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