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Schreyer, Lothar
Erinnerungen an Sturm und Bauhaus: was ist des Menschen Bild — München, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.28546#0099
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RUDOLFBLÜMNER 87
diente Rudolf Blümner dem STURM bis zur letzten
Stunde — also noch fast zehn Jahre ein im Äußeren aus-
sichtsloses Tun. Während des Dritten Reiches wurde
Rudolf Blümner wie wir alle verfolgt. Seine Existenz war
noch dadurch erschwert, daß er eine Jüdin zur Frau hatte,
zu der er sich mit Selbstverständlichkeit bekannte.
Gleichwohl gelang es ihm, durch Schauspielerei, zuletzt
in dem großen Paracelsusfilm, den notdürftigsten Unter-
halt zu verdienen. Den Untergang Deutschlands sah er
mit leidenschaftlichem Schmerz voraus. Die schweren
Luftangriffe auf Charlottenburg überlebte er. Im Jahre
1944 erblindete er und konnte die Wohnung nicht mehr
verlassen. Im Jahre 1945, als die furchtbare Hungersnot
über das verlorene Berlin kam und wir viele Wochen
keine Verbindung nach Berlin hatten, erlosch das Leben
des blinden Greises. Alle Sorge seiner Frau konnte die
notwendigsten Lebensmittel nicht beschaffen. Nüchtern
gesagt: Rudolf Blümner ist verhungert.
Angolaina!
 
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