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DER LUMPENSAMMLER

Einen Lumpensammler am Werk zu sehen, hat mich
stets mit Hochachtung erfüllt. Er nimmt alles. Und er
nimmt alles sorgsam, prüft alles auf die Verwendungs-
möglichkeit, die es noch hat, sortiert das Stückwerk, die
zerrissenen Lappen, die Reste der Stiefel, der Flaschen,
das viele bedruckte und unbedruckte Papier, Metall,
Holz, Nägel, Schrauben, verbogenes Blech, Drahtspiralen,
zerbrochenes Porzellan, die Reste von Puppen und Spiel-
zeug, von Radioapparaten und was es noch alles sein
mag.
Es soll nichts verlorengehen — das ist ein tiefschöpferi-
sches Wort. Es ist nichts überflüssig — das ist ein tief-
schöpferisches Wort. Es ist nichts so minderwertig, daß
es nicht dienen kann. Diese drei Sätze sind drei Säulen,
auf denen die Ganzheit und Einheit des Lebens ruht.
Wer nimmt sich dessen an, was weggeworfen wird, des-
sen, was überflüssig scheint, dessen, was für wertlos ge-
halten wird?
Wenn Kinder sich dessen annehmen im Spiel, so lächeln
die Erwachsenen darüber, aber sie dulden es. Das ist
Spielzeug, das die Erwachsenen nichts kostet. Die Kinder
aber bauen aus dem Abfall des Hausrates, der Straße, aus
Lumpen und zerbrochenem Kram eine Welt. Sie ordnen
das Wertlose, Überflüssige, Weggeworfene zu einer Welt,
einem Abglanz der Ganzheit und Einheit des Kosmos.
Ein Bild aus Lumpen und zerbrochenem Kram.
 
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